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AMARVANI

Kapitel 1

VISHWA MANGAL

1.1 Die Grundfrage
1.2 Das Wohlergehen der Welt
1.3 Gleichmut
1.4 Wahrheit, Reinheit und Schönheit

1.1 DIE GRUNDFRAGE

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Die Grundfrage

Der Mensch steht vor der grundsätzlichen Frage, wie er sein im Lauf des Universums kurzes Leben mit Wahrheit, Reinheit und Schönheit erfüllen kann.

Den Frieden leben

Die Menschheit sehnt sich nach Frieden. Sie sehnt sich nicht erst jetzt nach Frieden, sondern schon seit undenkbaren Zeiten. Es wurde jedoch kein Versuch unternommen, einen richtigen Frieden herbeizuführen, nämlich den Frieden im täglichen Leben. Das Ruhighalten der Menschen mit Gewalt ist auch eine Art Frieden. Das Ruhigwerden durch Selbstvergessen im Traumland der Versuchungen ist eine andere Art von Frieden. Diese Art von Frieden ist aber der Friede des Todes. Lebendiger Frieden entsteht nicht außen sondern innen. Wenn Bedürfnisse und Wünsche im menschlichen Geist abnehmen, wenn das Interesse an anderen erweckt wird, wenn man sein eigenes Wohlergehen im Wohlergehen der Welt sieht, erst dann ist der wahre lebendige Friede entstanden. Dann wird die Menschheit den Frieden auf Erden erleben.

Die Menschen verstehen einander nicht

Der Mensch hat die Kontinente erforscht und ist in die Tiefen des Ozeans und des Weltraums vorgedrungen. Er beschäftigte sich mit den winzigen Atomkernen, stellt fest, dass man aus ihnen Energie gewinnen kann und beunruhigte die Welt mit der Erfindung der Atombombe. Man kann also feststellen, dass der heutige Mensch mit Hilfe der Wissenschaft jeden Teil der Welt untersucht und fast versteht – leider versagt er aber beim Verstehen seiner Mitmenschen.

Fortschritt oder Rückschritt?

Seht, wie hoch die Flugzeuge fliegen! Ja, der heutige Mensch fliegt mit den Flügeln der Wissenschaft. Gut! Aber er fliegt jetzt durch die Luft und hat das Gehen auf dem Erdboden vergessen oder gar verlernt.

Menschliche Verrücktheit

Der Mensch baut Häuser. Er errichtet hohe Mauern, setzt ein Dach darauf, baut Türen und Fenster ein und schließt dann alles im Inneren ein. Dann rennt er wie ein Verrückter im ganzen Haus herum und ruft: „Oh! Warum scheint hier keine Sonne? Warum ist es dunkel und feucht?”

Man müsste hierauf sagen: “Guter Mann, die Sonne scheint, der Wind weht, aber wie können Sonne und Wind in dein Haus gelangen, wenn du Fenster und Türen zu hältst? Öffne die Türen, öffne die Fenster! Dann wird die Sonne Licht hinein bringen und der Wind wird das Haus durchlüften. Dann wird es keine Dunkelheit, Feuchte und keinen Modergeruch mehr geben.“

Die Menschen legen sich selbst Fesseln an und beschweren sich darüber, gefesselt zu sein. Welch eine widersprüchliche Haltung!

Neue Tempel, neue Moscheen.

Der Allah von heute ist in der Moschee eingekerkert, und der Gott der Hindus steht bewegungslos im Tempel. Beide warten darauf, befreit zu werden. Beide warten auf eine ansere Art von Moscheen und Tempeln. Ich glaube, die heutigen Gläubigen sollten die Türen der Moscheen und Tempel ihrer Herzen weit öffnen, damit Allah und Gott dort eintreten und ihnen den richtigen Weg für das menschliche Wohlergehen zeigen, von dem die Menschen abgewichen sind. 

An die Philosophen

Oh Ihr Philosophen dieser Welt! Lest in dem Buch des Geistes hungriger Menschen. Ihr werdet dort über die Philosophie von Armut und Not lesen können. Versucht doch, erst die Verwirrung im Geist dieser Menschen zu beseitigen, bevor Ihr Euch daran gebt, die Rätsel von Gott und Universum zu lösen. Was nützt es, entfernt liegende Dinge zu diskutieren, wenn die Wahrheit über diese Welt nicht richtig ans Tageslicht gebracht worden ist?


1.2 DAS WOHLERGEHEN DER WELT

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Das Wohlergehen der Welt

Wenn man den Umfang der Bedeutung von “Ich” erweitert und andere mit einschließt, wenn das einfache “Mein” erweitert wird und zu “Unser” wird, wenn das Selbst und nicht “die Anderen” in Allem gesehen wird, wenn eigenes Wohlergehen nur im Wohlergehen anderer gesehen wird, wenn das Unglück auch gewöhnlicher Geschöpfe unerträglich wird – dann ist die Göttliche Kraft über den menschlichen Geist gekommen, dann ist der Mensch aus der Dunkelheit ins Licht gelangt. Dann ist alles, was das menschliche Bewusstsein denkt, redet oder durch Geist, Sprache und Handlung bewirkt, der Welt von Nutzen.

Der wahre Sieg

Seit undenklicher Zeit hört man das Gerassel der Schwerter von Kriegern, die auf der Straße zum Sieg sind. Aber wo ist dieser Sieg? Selbst heute noch wird davon geträumt. Und was ist das für ein Sieg? Ist es ein Sieg über Körper oder Seelen? Sieg durch was? Durch die Stärke des Schwertes oder die Kraft der Liebe? Wenn Sieg und Tapferkeit nicht Herz, Liebe, Seele und Beruhigung der Besiegten hinter sich haben, handelt es sich nicht um Sieg und Tapferkeit sondern um Barbarei. Bei einem wahren Sieg wird kein Blut vergossen, entsteht im Herzen des Siegers kein Gefühl des Stolzes und im Herzen des Besiegten kein Gefühl der Niederlage. Bei einem wahren Sieg ist der Sieger bestrebt, dem Besiegten möglichst viel zu nutzen, und das Bestreben des Besiegten ist, den Sieger auf den Thron in seinem Herzen zu setzen. Solch ein Sieg überhöht die Stellung von Sieger und Besiegtem und verhilft beiden zu Größe.

Grundlegende Botschaft der Menschlichkeit

Die Wurzeln der geheiligten indischen Geisteskultur wurden nur durch die von den Unterschiede von Kaste, Hautfarbe, Besitz und gesellschaftlicher Stellung aufgebauten Mauern zwischen den Menschen geschwächt. Solange diese Trennwände nicht niedergerissen sind, ist es hoffnungslos zu erwarten, dass die indische Kultur wieder aufblüht. Daher muss sich jeder indische Mann und jede indische Frau jeden Morgen ernsthaft jeden Morgen und jeden Abend vor Augen halten: „Es gibt zwischen den Menschen keine Unterschiede. Alle Menschen haben das gleiche Recht, ihr eigenes Leben zu gestalten. Die Hauptbotschaft der Menschlichkeit ist: leben und leben lassen.“

“Ich” und “Mein”

Die Einstellung zu „ich“ und „mein“ ist nur so lange schädlich, wie sie sich auf einen selbst beschränkt, eingeengt durch den Kreis des einfachen Selbstgefühls, nur auf die Stimmen des eigenen Geistes und der eigenen Organe hörend. Sobald sie jedoch ihren Rahmen erweitert und aus dem beschränkten Bereich des „ich“ heraus in den Bereich „andrer“ tritt und die ganze Welt mit Freundschaft und Mitgefühl übergießt, verwandelt sie sich in Nektar (Amrit). „Die Sorgen der Welt sind auch meine Sorgen, und das Glück der Welt ist auch mein Glück“ ist die große und gütige Form von „ich“ und „mein“, die den Menschen in dieser vergänglichen Welt unsterblich macht.

Ich und wir

“Ich” ist der Pfad zur Hölle, während “wir” zum Himmel führt. Die üble Stimmung in der Gesellschaft wird sich in dem Maß zu einer paradiesischen Stimmung verwandeln, wie die ichbezogene Haltung des Einzelnen zurückgenommen und durch das „Wir“-Gefühl ersetzt wird. Wo immer das „Ich“ vorherrscht, gibt es Selbstsucht, Heuchelei, Feigheit, Eifersucht, Neid, Gier und keinen Frieden. Dort wo das „wir“ vorherrscht, gibt es Demut, Ehrlichkeit, Liebe, Einheit, Großherzigkeit, Opferbereitschaft und Hingabe. „Ich“ ist klein und eingeschränkt, „wir“ ist groß und grenzenlos.

Sei ein Ozean und kein Tropfen

Einem winzigen Wassertropfen begegnen überall Gefahr und Unheil. Staub wirbelt auf, um ihn zu absorbieren; eine Windbö versucht, ihn wegzublasen; Wärmestrahlen kommen von der Sonne, um ihn zu verdampfen; der Schnabel eines durstigen Vogels will ihn trinken. Mit anderen Worten: von überall droht ihm der Tod. Will der Tropfen überleben, muss er sich von klein zu groß verwandeln, von unbedeutend zu bedeutend, kurz gesagt, er muss ein Ozean werden. Wenn er erst einmal zum Ozean geworden ist, gibt es für ihn weder Gefahr noch Furcht. Staub, Stürme und  Gewitter können kommen, sowie Millionen von Vögeln und anderer Tieren; die Sommersonne kann ihre sengenden Strahlen schicken; Donner und Blitz können  Tod und Verderben bringen. Doch soll ein Ozean diese Angriffe fürchten? Er ist zu groß geworden, als dass ihm irgendwoher Gefahr drohen könnte. Der auf „ich“ und „mein“ beschränkte Mensch ist nur ein unbedeutender Tropfen. Er kann jedoch dieses unbedeutende „Ich“ und „Mein“ in die gewaltige Gestalt des „Wir“ und „Unser“, verwandeln und damit die Grenzen von Raum und Zeit überwinden und unsterblich werden.

Lerne, für andere anstatt von anderen zu leben

Welchen persönlichen Nutzen haben Sonne und Mond davon, dass sie der Welt ihr Licht geben? Welchen persönlichen Nutzen ziehen die Bäume aus ihren Blüten und Früchten? Welche selbstsüchtigen Motive haben die Flüsse, wenn sie fließen? Alle Handlungen der Natur werden in selbstloser Haltung durchgeführt, nur zum Wohle der Welt. Kann dann der zu großen Leistungen fähige Mensch, der Herr der Welt, nicht seine selbstsüchtigen Motive hintenan stellen und auch zum Wohl der anderen Menschen handeln?

Unbedeutende und bedeutende Liebe

 Niedrige Liebe führt zu bestialischem Verhalten, großherzige Liebe führt zu Menschlichkeit. In großherziger Liebe ist kein Platz für Hass, Feindschaft, Ärger und Gewalt. Der bekannte chinesische Heilige Lao-tse, ein Verfechter der Gewaltlosigkeit, sagt: „Der Dieb liebt sein eigens Haus, aber nicht das der anderen Leute; deshalb stiehlt er etwas für sich aus den Häusern der anderen Leute. Der Bewaffnete liebt seinen eigenen Körper, nicht den anderer Menschen; deshalb tötet er andere, um seinen Körper zu unterhalten. Die Beamten lieben ihre eigenen Familien; daher beuten sie andere Familien aus, um ihre eigenen Familien zu ernähren. Staatsmänner geben vor, ihre eigenen Lände zu lieben; daher besetzen sie andere Länder zum angeblichen Nutzen ihrer eigenen Länder. Wenn die Menschen die Häuser anderer Menschen als ihre eigenen betrachten - würden sie dann stehlen? Wenn die Menschen die Körper anderer Menschen als ihre eigenen ansähen – würden sie dann töten? Wenn die Menschen die anderen Familien als ihre eigenen betrachteten – würden sie dann ausbeuten? Wenn die Länder andere Länder als ihresgleichen ansähen – würden sie sie dann besetzen?


1.3 GLEICHMUT

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Yoga des Gleichmuts

Was man im Leben allgemein als Dharma bezeichnet, ist die Anwesenheit von Gleichmut (Ausgeglichenheit) nach außen und innen. Das Leben ist so friedlich wie innen und außen Gleichmut herrscht; es ist so unfriedlich, wie ein Mangel an Ausgeglichenheit da ist. Die ursprüngliche Bedeutung von Dharma und Yoga ist, das Leben ausgeglichen zu gestalten. Deshalb Krishna in der Gita: „Gleichmut ist Yoga“(2,28).

Das Grund-Mantra des Erfolgs

Bist du in der Lage, auch unter schwierigen Bedingungen Geist und Verstand im Gleichgewicht zu halten? Kannst du entgegen gesetzte Prinzipien, Argumente, Gruppen und Personen zusammenbringen? Kannst du manchmal weicher als eine Blume und härter als ein Diamant sein? Kannst du immer in der Verschiedenheit die Einheit und in der Einheit die Verschiedenheit erkennen? Wenn du dieses mit Ja beantwortest, kann ich dir schriftlich geben, dass du, wenn die Zeit gekommen ist, ein erfolgreicher geistiger Sucher, Verwalter, Führer, Haushaltsvorstand oder alles Mögliche sonst werden kannst.

Das Geheimnis der Pflicht

Oh Gärtner, was machst du da? Auf der einen Seite schneidest du eine Pflanze zurück, auf der anderen Seite pflanzt du eine neue und bewässerst sie? Was ist das für eine Zurücksetzung? Und was für ein Widerspruch? Für dich sollten alle Bäume gleich sein. Warum liebst du den einen Baum und hasst den anderen?

Bruder, dieses ist weder Wut noch Hass. Es ist Gleichmut. Dieses ist keine Diskriminierung, es ist Ausgeglichenheit. Ich muss auf das allgemeine Wohlergehen achten, den Garten schützen und seine Schönheit erhalten und dafür sorgen, dass er sich richtig entwickelt. Wo führte das denn hin, wenn ich bei der Erfüllung meiner Pflichten Begünstigung und Benachteiligung nicht mit Gleichmut ausüben würde. Du musst alles von innen heraus sehen und nicht von außen. Dieses ist weder Wut noch Hass; es ist die heilige Pflicht, bei der sowohl der Garten als auch der Gärtner gleichermaßen erbaut werden.

Glück und Sorgen sind unsere Gäste

Begrüßt du deine Gäste nicht, wenn sie dich besuchen? Glück und Sorgen sind beides unsere Gäste. Du musst die Sorgen genauso fröhlich empfangen wie das Glück, denn sie sind auch von dir als Gäste eingeladen worden. Wie sollten sie denn zu den Nachbarn weitergehen? Das tun sie nämlich eh nicht, sondern sie bleiben bei dir, ob du nun weinst oder lachst. Es ist würdevoller, vor einem Gast ein glückliches Gesicht zu machen als ein weinerliches

Gleichmut im Glück

Mir ist aufgefallen, dass Religionslehrer, aber auch viele andere, predigen, wir sollten unsere Sorgen mit einer Haltung des Gleichmuts ertragen. Aber ist diese Haltung nur bei Sorgen und nicht auch im Glück erforderlich? Ich meine, dass die gleichmütige Haltung eher bei Glücksfällen als bei Sorgen vonnöten ist. Die Menschen werden eher mit Sorgen als mit Glück fertig. Man findet in der Geschichte Tausende von Leuten, die wahnsinnig wurden, weil sie ihr Glück nicht gleichmütig ertragen konnten. Zu dieser Art von Verrückten gehörten Ravana, Duryodhana, Kamsa und Jarasandha.

Stock oder Schwinger des Stockes

Es gibt zweierlei Haltungen – die hündische und die löwengleiche. Die Hündische bezieht sich auf das Verhalten des Hundes. Wenn jemand einen Hund mit einem Stock schlägt, springt der Hund herum und greift den Stock mit seinem Maul, weil er denkt, dass ihn der Stock geschlagen hat. Aber hilft ihm das Fassen des Stockes etwas? Solange eine Hand den Stock führt, kann der Hund das Wirken des Stocks nicht aufhalten. Die zweite Haltung ist die löwengleiche. Wenn jemand einen Löwen mit einem Stock oder Stein trifft, springt der Löwe nicht nach dem Stock oder Stein. Vielmehr springt er die Person an, die nach ihm gezielt hat. Für ihn ist der Stock unwichtig; wichtig ist die Person, die hinter dem Stock steckt.

Ähnlich ärgert sich ein Unwissender über eine Person, die ihm Schwierigkeiten macht, weil er denkt, sie sei die Ursache seiner Schwierigkeiten. Ein Weiser ärgert sich nicht über jemanden, der ihm Schwierigkeiten macht. Vielmehr gilt seine Aufmerksamkeit den schlechten Gefühlen dieser Person gegenüber. Er denkt: „Dieser arme Kerl ist nur ein Werkzeug. Er wird durch schlechte Gefühle beeinflusst und daher dazu getrieben, schlecht zu handeln. Was nützt es, sich über ihn zu ärgern? Wenn ich diese schlechten Gefühle aus seinem Geist entfernen kann, wird er von selbst ein guter Mensch.“ Ein Suchender mit löwengleicher Haltung bekämpft die schlechten Gefühle im Quälgeist und vernichtet sie durch Liebe und Gewaltlosigkeit.

Laufe nicht davon – ändere deine Anschauung

Meine Herren! Es ist nicht nötig, vor weltlichen Dingen davonzulaufen. Und wo wollen Sie denn überhaupt hinlaufen? Die Welt wird auch da sein, wo Sie hin gehen. Laufen Sie daher nicht davon, sondern ändern Sie Ihre Ansicht der Dinge. Befreien Sie sich von dem Gift der Begierde nach den Reichtümern anderer, nach weltlichen Dingen und nach den Leuten um Sie herum. Das wird Ihnen keinen Ärger bereiten sondern Stärke und Unsterblichkeit verleihen, selbst wenn Sie mal von dem Gift nehmen sollten. Wie Sie wissen, kann aus Arsen durch geeignete Behandlung ein lebensrettendes Medikament hergestellt werden.

Höhen der Entsagung

Wenn du einen hohen Berg ersteigst, erscheinen dir die Gegenstände unten sehr klein. Hoche Bäume scheinen im Erdboden verschwunden zu sein, Kühe, Büffel und Menschen erscheinen wie Zwerge. Gleichermaßen erscheinen dem Suchenden alle die weltlichen Freuden, Reichtum und Ehre bedeutungslos und unwichtig, wenn er die Höhen der Entsagung und der Selbsterkenntnis erstiegen hat. Die Wichtigkeit der Welt bleibt so lange erhalten, wie man sich an sie lehnt, und sie vergeht, wenn man sich über sie erhebt.

Innen und außen gleich

Mensch! Warum machst du so eine Show? Stelle dar, was du bist. Wahre Menschlichkeit liegt auch darin, dass man aus innen und außen Eins macht. Wenn sich jemand seinen Mitmenschen gegenüber so zeigt, wie er wirklich ist, bekommt er normalerweise keine Schwierigkeiten.

Vorbild für das Prinzip des Handelns

Jemand fragte: “Was ist vorbildhaft für die Handlungen des täglichen Lebens?” Ich antwortete: „Ein Mann geht irgendwo hin. Da kommt ein anderer Mann und wirft mit einem Stein nach ihm. Was wird passieren?“ Die Antwort war: „Im Geist des Beworfenen wird große Wut aufkommen. Hass, Feindschaft und Ärger fließen auf allen Seiten. Er wird sich fragen: ‚ Warum hat er nach mir geworfen?’“ Darauf sagte ich: “Stell’ dir nun vor, dass keiner einen Stein geworfen hat, sondern dass der Mann aus eigenem Verschulden stolperte und nun im Todeskampf liegt. Sage mir, was jetzt passiert?“ Die Antwort war: „Weil er aus eigenem Verschulden hingefallen ist, kann man keinen anderen dafür verantwortlich machen. Gegen wen sollte er denn Hass oder Feindschaft empfinden? Gut, da sind die Verletzungen - die müssen aber mit Fassung ertragen werden. Der Mann wird sagen: ‚Schließlich bin ich durch meinen eigenen Fehler verletzt worden.’„. Ich sagte: “ Der Pfad des Handelns lehrt: ‚Es handelt sich um deine eigenen Handlungen, erleide die Folgen friedlich oder freue dich darüber’. Was gewinnt man, wenn man andere unnötig beschuldigt und hasst? Vorwürfe und Hass werden dich binden. Der tiefere Grund der Sorgen liegt in uns selbst, in unseren eigenen Fehlern. Andere Menschen sind nur das Mittel, sie aufzudecken. Der Pfad des Handelns ist eine Ausweitung des Gleichmuts des denkenden Menschens.“ 

1.4 WAHRHEIT, REINHEIT, SCHÖNHEIT

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Bringe das Paradies in dein Leben

Nach dem Tod in den Himmel zu gelangen ist nicht so wichtig wie durch das eigene Verhalten den Himmel in dieses Leben zu bringen. Wenn du für das zukünftige Leben Änderungen wünschst, ändere zunächst etwas an diesem Leben.

Konflikt und Zusammenarbeit

Der Fortschritt der menschlichen Rasse liegt in Zusammenarbeit, nicht im Konflikt, nicht im Wettbewerb sondern im Zusammenwirken, nicht in Feindschaft sondern in Liebe. Unsere schöne Zukunft hängt von gegenseitigem Verständnis ab. Friede und Wohlergehen werden sich auf dieser weiten Erde in dem Maße entwickeln, wie sich zwischen den Menschen rund um den Erdball brüderliche Gefühle entwickeln.

Wahrheit

Wahrheit ist eine geistige Übung, eine sehr schwere Übung! Ihr Weg führt über die scharfe Klinge eines Schwertes. Wenn man auf ihr geht, kann man sich weder zur einen oder anderen Seite wenden noch stehen bleiben. Man muss Schritt für Schritt in die vorgegebene Richtung gehen. Für den Wanderer auf dem Weg der Wahrheit gibt es nur ein Motto: „Weitergehen! Weitergehen!“

Wahrheit und nahestehende Mitmenschen

Die Wahrheit zu sagen, ist eine Sache, eine verletzende Sprache zu benutzen, eine andere. Man sollte so sprechen, dass die gewünschte Wirkung erzielt wird, der Zuhörer sich aber nicht verletzt fühlt.

Der Einzelne und die Wahrheit

Ergebe dich der Wahrheit, ohne dich dabei zu sehr an einen Menschen anzulehnen.  Die Menschen sterben, die Wahrheit ist immerwährend.

Wahrheit und Reinheit

Es ist nicht wichtig, dass man alles sagt, was richtig ist. Vielmehr es ist angemessen, die Wahrheit zu sagen, die den Menschen nutzt und sauber ist.

Gewaltlosigkeit

Gewaltlosigkeit ist die wunderbare Kraft, vor der Gefühle wie Angst, Zweifel, Unfriede, Zwist, Hass und Gemeinheit nicht bestehen können, auch nicht für kurze Zeit.

Gewaltlosigkeit ist der Grundstein und das leuchtende Symbol der Menschlichkeit. Wenn man in den Familien, der Gesellschaft oder der Nation Frieden stiften möchte, muss der Grundsatz der Gewaltlosigkeit befolgt werden. Gewaltlosigkeit ist der Mittelpunkt der geistigen Übungen. Gelingt das, sind die geistigen Übungen lebendig, wenn nicht, sind sie tot.

Wenn man ein Geschöpf tötet, tötet man sich selbst. Rettet man ein anderes Geschöpf, rettet man sich selbst. Es herrscht nur dann Gewaltlosigkeit, wenn diese heilige Wahrheit sich in den Tiefen der Herzen festgesetzt hat.

Wie man erfolgreich Gewaltlosigkeit praktiziert

Die Macht von Gewaltlosigkeit und Liebe erscheint nur dann als schwach, solange sie unterentwickelt bleibt. Wasser kann nur dann Feuer auslöschen, wenn man eine ausreichende Menge benutzt. Was passiert bei einem Waldbrand, wenn jemand nur mit einem Becher Wasser löschen will? Wenn es aber heftig auf den brennenden Wald, wird kein Funke übrig bleiben. Heutzutage wenden die Menschen Gewaltlosigkeit nur becherweise, ja nur fingerhutweise gegen die Flammen des Hasses und der Gewalt und wundern sich, dass diese weiter lodern. Wie aber können sie sie auslöschen? Lasst einen Regen von Liebe und Gewaltlosigkeit heruntergehen und seht, ob diese Flammen erlöschen oder nicht.

Brutaler Gewalt entgegen treten

Stelle dir vor, jemand beißt dich wie ein Hund, und du beißt ihn wieder wie ein Hund. Dann denke ich doch: „Worin unterscheiden sich die beiden eigentlich?“ Keiner hat sich über die Rolle eines Hundes erhoben. Kann brutaler Gewalt nur mit brutaler Gewalt und nicht mit menschlicher Kraft entgegengetreten werden? Um die Welt aus dem Sumpf der brutalen Gewalt herauszuheben, in dem sie festsitzt, musst du die Kraft der Menschlichkeit aufwecken. Ohne sie erreichst du nichts. Feuer kann kein Feuer löschen – das kann nur Wasser.

Die Kraft der Liebe

Ein Schwert kann einen Mann in die Knie zwingen, es bezwingt aber nicht seinen Geist. Wenn du den Geist bezwingen willst, benutze die Waffe der Liebe. Das Königreich der Liebe überlebt Tausende und Abertausende von Jahren, ein Schwert bricht während der Lebenszeit eines Menschen in Stücke.

Ein Anhänger der Gewaltlosigkeit hat keine Feinde. Wer in seinem Herzen nur Liebe für andere trägt, wird von allen nur Liebe und Hochachtung erfahren. Liebe gebiert Liebe und Hass gebiert Hass.

Liebe und Friede

“Wer das Schwert erhebt, wird durch das Schwert umkommen.“ Diese unvergänglichen Worte Jesu Christi kann man nicht vergessen. Beinhaltet dieser Satz nicht die lange Geschichte der menschlichen Rasse? Friede auf Erden kann nicht durch Gewalt sondern nur durch Freundschaft erreicht werden. Nur wenn die Gewalt in den Händen derjenigen ist, die die Haltung „leben und leben lassen“ haben, ist sie ein Segen für die Menschheit. Gewalt, die nicht durch Freundschaft und das Wohlergehen der Menschen gestützt wird, ist die Gewalt Ravanas, nicht die Ramas.

Der Weg der Liebe

Wie kann es Liebe geben, wo es Lust gibt? Der Weg der Liebe geht über die hohen Gipfel der geistigen Gefühle. Liebe beachtet nicht die körperliche Schönheit oder das Ausmaß des Reichtums. Sie sieht nur nach der Schönheit der Seele und den Reichtum an Tugenden.

Liebe und Versuchung

Liebe und Versuchung sind zwei verschiedene Dinge. Sie für dasselbe zu halten, ist ein großer Fehler. Liebe entwickelt die Seele und macht sie weit, während Versuchung die Seele einengt. Liebe ist die reine Erfahrung der Begierdelosigkeit, während Versuchung das auf Selbstsucht beruhende unreine Verlangen ist.

Liebe

Was ist Liebe? Liebe, das sind die Gefühlswellen des Herzens, die von Feindschaft zu Freundschaft, von platter Individualität zu komplexem Gemeinsinn laufen und die durch ihre natürliche Zuneigung das ganze Universum integriert.

Die Großzügigkeit Ramas

Nach der indischen Geschichte begrüßte Rama den Vibhishan bei ihrem ersten Zusammentreffen mit „König Lanka“. Ein in der Nähe sitzender Affe grinste und sagte: „Wenn Ravana Sita freilässt, wo ist dann sein Königreich?“ Rama entgegnete ernsthaft: „Das ist kein Problem. Ich werden dann Bruder Bharat bitten, den Thron von Ayodha für Vibhishan freizumachen“.

Das ist der Rama Indiens! Können wir uns auch manchmal soweit emporheben? Das Leben wird nicht durch Ansammeln sondern durch großzügiges Geben erhaben.

Eine göttliche Botschaft

Das beste, was man machen kann, ist in der Nachbarschaft ein Dienstzentrum für die Öffentlichkeit einzurichten und sich dem Dienst an den Menschen mit irgendwelchen einem zur Verfügung stehenden Mitteln zu widmen.

Falls du unglücklicherweise keinen Hang zum Dienen hast oder nicht in der Lage bis zu dienen, dann schädige wenigstens keine anderen und ärgere keinen. Wenn du schon keinen zum Lachen bringen kannst, dann bringe wenigstens keinen zum Weinen! Wenn du schon keinen segnen kannst, so verfluche und missbrauche wenigstens keinen.

Göttlicher Nektar

Warum wurde die als Rudra (furchtbar) bekannte Gottheit später Shiva (rein) genannt? Wie wurde der Gott des Wohlergehens und der Reinheit zu Mahadeo, d.h. zur großen Gottheit? Als der Ozean umgerührt wurde, um daraus Nektar (amrit) zu machen, entstand zunächst Gift. Umrühren bedeutet auch Konflikt und Kampf. Bei einem Kampf entsteht zunächst Gift. Dieses Gift ist in der Lage, das ganze Universum in den Tod zu reißen. Deshalb waren die Götter und Dämonen, die das Umrühren bewerkstelligten, zunächst entsetzt. Nur Shiva trank das Gift mit Freude zum Wohle der Menschen, und es bekam ihm. Aus Rudra dem Schrecklichen wurde im wahrsten Sinne Shiva der Heilige. Dieses ist ein erhabenes Beispiel für Gewaltlosigkeit, für die göttliche Haltung, Menschen zu retten, auch wenn es aus der Mythologie der Puranas stammt. Man kann nur hoffen, dass es in allen Familien, Gesellschaften, Religionen und Nationen solche Personen reiner Haltung, solche ‚Mahadeos’ gibt, damit das Gift des Hasses, der Zwietracht und Feindschaft, das unaufhaltsam in alle Richtungen strömt, doch aufgehalten wird und der göttliche Nektar von Freundschaft, Mitgefühl, Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft für alle fließt.

Schönheit

Wahrheit ist die Form des Wohlergehens des Universums. Sie ist daher rein und schön. Jede Handlung zum Wohle der Menschen und des Universums ist schön. Diese Schönheit ist nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. Innerliche Schönheit, voll unendlichen Mitgefühls, Freundschaft und Güte, wirkt auf die Menschen anziehend.

Etwas, das sich dauernd erneuert, ist schön und anziehend und erscheint jeden Moment schöner. Es wird wirklich nicht alt sondern bleibt immer jung.



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     ENGLISH:     Portal              Preface              Introduction           AMARVANI - Chapter No.:  1    2    3    4    5    6    7                Glossary


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Last update: 2004-DEC-04