DNYANESHWARI
KAPITEL 6
MEDITATION
MEDITATION
EIN YOGI UNTERSCHEIDET SICH NICHT VON EINEM SANYASI
Shri Krishna sagte ferner: "Durch sorgfältiges Nachdenken kommt man zu dem Schluss, dass ein Yogi (karmayogi) nicht von einem sanyasi unterscheidet. Von spirituellen Überlegungen her gibt es bis auf den Namen keinen Unterschied zwischen Yoga und den sanyas. Gemäß einem allgemein akzeptierten Prinzip wird eine Person, die handelt, ohne für die Taten belohnt werden zu wollen, als Yogi bezeichnet. Ähnlich wird jemand, der entsprechend seiner Kaste und seinen Lebensumständen handelt, ohne sein Ego als Handelnder zu behalten und ohne, dass der Wunsch nach Belohnung seinen Geist berührt, als sanyasi bezeichnet. Daher ist ein sanyasi zweifellos auch ein Yogi."
"Auf der anderen Seite begibt sich derjenige in unnötige Schwierigkeiten, der normale und zufällige Pflichten (wie den Vorfahren opfern) als bindend betrachtet, diesen aber nicht mehr nachkommt und ein sanyasi wird. Warum sollte jemand die Last des Familienlebens ablegen, nur um sich mit dem Leben eines Entsagenden zu belasten? In den shastras steht, dass ein sanyasi ein Yogi ist, weil nur das Wesentliche des Yoga übrigbleibt, wenn die Begierde entfällt."
EIN YOGI SOLLTE NICHT DAS HANDELN AUFGEBEN
"Wer dem Yoga-Pfad folgt, sollte nicht den Pfad des Handelns aufgeben. Durch eine geeignete Körperhaltung und Atemkontrolle, durch Beruhigung des Verstandes, Kontrolle der Organe und deren Abtrennung von den Sinnesfreuden sollte er das Bewusstsein nach innen lenken und durch anhaltende Entrücktheit des Geistes (dharana) meditieren. Dieses führt zur Beseitigung von unpassenden Angewohnheiten. Dann wird der Weg (sadhana) zum Ziel und man verharrt im samadhi-Zustand. Durch diese Übung erreicht der Yogi Vollkommenheit."
Dann beschrieb Shri Krishna die Charakterisierung solch eines perfekten Menschen wie folgt: "Sinnesobjekte erreichen seinen Geist nicht, und er ist in der Weisheit des Selbst vertieft. Er erregt sich nicht über die Freuden und Leiden in der Welt und er wird durch Genüsse nicht verführt. Selbst wenn er handelt, kümmert er sich nicht um die Ergebnisse seines Tuns. Seine Handlungen reichen gerade zum Überleben seines Körpers; er hat keinen Sinn für andere Handlungen. Man kann diesen Menschen als im Yoga ruhend betrachten."
Arjuna fragte darauf, wer solch einer Person die Fähigkeit dazu gibt.
DAS SCHÄDLICHE EGO
Shri Krishna sagte: "Wer kann in diesem Zustand des Einssein was und wem geben?
Ein Mensch träumt aus Unwissenheit von Leben und Tod. Aber wenn er aufwacht, bemerkt er, dass die Träume nicht der Wirklichkeit entsprachen und er wird gewahr, dass er in Wirklichkeit selbst das Brahman ist. Wir schaden uns durch das unnötige "Ich-bin-der-Köper"-Bewusstsein.
Man sollte durch kritisches Verstehen sein Ego aufgeben und vielmehr davon profitieren, eins mit dem Brahman zu werden. Wenn man in seinen Körper vernarrt ist, wird man in Wirklichkeit sein eigener Feind. Das Selbst des Einzelnen ist im Brahman, aber sein Verstand denkt, dass es nicht so ist. Wer Begierden nährt, wird sein eigener Feind. Wer sich auf der anderen Seite nicht um diese Bindungen kümmert, ist ein wahrer Kenner des Selbst.
Für jemanden, der seinen Geist unter seine Kontrolle gebracht und seine Begierden beruhigt hat, ist das Höchste Selbst nicht weit. Wenn die Gedanken aus dem Geist verschwinden, wird die Seele zum Brahman. (6:81-82). Wenn das falsche Ego vollkommen verschwindet, wird er eins mit dem Brahman, das schon in ihm vorhanden ist. In einem solchen Menschen sind Gedanken an heiss und kalt, Glück und Unglück, Ehre und Beleidigung, nicht möglich. Wie alles, was im Weg der Sonne liegt, beleuchtet wird, wird jeder, der den Weg eines solchen perfekten Menschen kreuzt, wie er. Die Gedanken, dass diese Taten gut, jene dagegen schlecht sind, kommen ihm nicht in den Geist, weil er eins mit dem Brahman geworden und also ohne Dualität ist. Wenn er über die Natur der Welt nachdenkt, findet er sie unreal, und wenn er das Wissen über die Realität sucht, erlebt er, dass er selbst die Realität ist. Wenn er später festzustellen versucht, ob er in Raum und Zeit gebunden oder allesdurchdringend ist, hören alle seine Bemühungen auf, denn nun verschwindet sein Gefühl der Dualität zum Brahman. Wer Herr seiner Sinne geworden ist und in seinem Körper geblieben ist, hat automatisch die Ebene des Brahman erreicht. Solch eine Person sollte ein Yogi genannt werden, der seine Sinne beherrscht. Unterschiede wie groß und klein gelangen nicht in seinen Geist, und ein Klumpen Erde, ein wertvoller Stein oder Gold sind für ihn gleich. (6:84-92). Wie können ihm dann Ideen über Freund und Feind, Verwandte und Fremde, in den Sinn kommen? (6:94). Für ihn erscheint alles auf der Welt als Brahman. Wer erlebt hat, dass diese Welt vom Brahman durchdrungen ist, ist eine Person mit der Sicht des Gleichen in allen Dingen. (6:100-101). Selbst wenn man sich an eine solche Person erinnert, wird man wie diese Person. (6:104). Es gibt keine Grenzen für den Lob eines solchen Menschen." (6:111).
ARJUNA BITTET UM RAT
Arjuna äusserte dann den Wunsch, Shri Krishnas Ratschlag möge ihn befähigen, eins mit dem Brahman zu werden, obwohl er nicht die Eigenschaften eines Heiligen habe und vielleicht noch nicht die Wichtigkeit der gerade beschriebenen Eigenschaften verstehen könne. (6:138-140). Shri Krishna erkannte, dass dieses der richtige Zeitpunkt war, Arjuna über die Yoga-Praxis zu berichten, und er erzählte ihm den (6:151) folgenden
RATSCHLAG ZU KUNDALINI-YOGA:
"Was ich dir jetzt erzählen werde, ist der Königsweg unter den Yoga-Wegen; passe also auf! Auf diesem Pfad kann man durch überlegtes Handeln viele schöne Ergebnisse des Sich-Lösens erreichen. Lord Shiva ist sogar jetzt noch ein Anhänger dieses Pfades. Einige Yogis versuchten, auf anderen Pfaden das Brahman zu erreichen, aber indem sie durch ihre Erfahrung weiser wurden, mussten sie zu diesem geraden Weg der Selbst-Erkenntnis zurückkehren, worauf sie große Fortschritte machten. Wer diesen Pfad entdeckt hat, vergisst seinen Hunger und Durst und wird nicht gewahr, wann der Tag kommt und geht. Jeder Schritt auf diesem Pfad öffnet das Füllhorn der Befreiung. Ob du nach Westen oder Osten gehst, der Fortschritt auf diesem Pfad kommt sachte und endgültig. (6:152-159). Jetzt erzähle ich dir Details, die aber nur nützen, wenn du sie selbst erlebst (6:163).
Auswahl des Übungsortes. Zuerst sollte ein geeigneter Ort für die Übungen ausgesucht werden. Man sollte an diesem Platz ein Glücksgefühl haben und meinen, diesen Platz nicht verlassen zu sollen. Während man dort sitzt, sollte das Gefühl des Losgelöstseins größer werden. Dieser Platz sollte vorher von Heiligen benutzt worden sein, was man daran merkt, dass man ein Gefühl von Befriedigung, Ermunterung und Eifer bekommt. Während man dort sitzt sollte die Yoga-Übung ganz natürlich ablaufen, und die Schönheit der Umgebung sollte einem das Glück des Selbst erleben lassen. Selbst ein Atheist sollte an solch einem Ort das Gefühl haben, Buße zu tun. (6:163-167).
Dieser Platz sollte schön und sauber sein, nur von Suchenden bewohnt werden und von den normalen Menschenmassen entfernt sein. Es sollten über das ganze Jahr viel Gemüse und viele Obstbäume da sein, und es sollte auch in der Trockenzeit Wasser zur Verfügung stehen, nach Möglichkeit von nahen Quellen. Er sollte sich einer milden Sonne und einer kühlen Brise erfreuen. Er sollte so dicht bewaldet sein, dass nicht nur wilde Tiere, sondern auch Bienen und Papageien nicht hineinkommen können. Aber es kann einige Wasservögel und vielleicht einen Kuckuck geben, und ab und zu einen Pfau. Arjuna, man sollte so einen Ort sorgfältig aussuchen, und zwar indem man z.B. eine geheime Höhle oder einen alten Tempel Lord Krishnas sucht. (6:171-179).
Vorbereitung des Sitzplatzes. Nachdem du einen der beiden Plätze (Höhle oder Tempel) ausgewählt hast, solltest du dort längere Zeit sitzen und prüfen, ob sich dein Geist beruhigt oder nicht. Falls er ruhig wird, solltest du dort den Sitzplatz einrichten. Die Sitzfläche sollte aus Dharba-Gras bestehen, über das eine Rehhaut gelegt wird. Das Ganze wird mit einem weissen sauberen Stoff abgedeckt. Der Sitz sollte nicht zu hoch und nicht zu niedrig über dem Fußboden sein. Wenn der Sitz zu hoch ist, wird deine Körperhaltung instabil, wenn er zu niedrig ist, berührt der Körper den Boden. Kurz, der Sitzplatz sollte solide und bequem sein. (6:180-185).
Beruhigung des Geistes. Dann sollte man sich dort hinsetzen und sich auf seinen Guru konzentrieren. Man sollte sich solange an den Guru erinnern, bis der Geist mit sattvic (guten Gefühlen) erfüllt ist, so dass das eigene Ego abgestumpft wird, der Geist sich von den Gedanken an Sinnesobjekte löst und die Organe sich nicht rühren. Man sollte in diesem Zustand bleiben bis man spürt, dass Geist und Herz verschmelzen. In diesem Zustand spürt man, dass der Körper von selbst zur Ruhe kommt und sich die Melodien der Körperteile aufeinander abstimmen. Nachdem der Geist in diesem Zustand verharrt ist, beruhigt er sich, und das Interesse an weltlichen Dingen wird gehemmt, und du erreichst ohne Anstrengung den Trancezustand, sobald du auf diesem Sitz Platz genommen hast. (6:186-191).
Yogastellung und Chakras. Jetzt höre sorgfältig bei der Erklärung der Yogastellung zu. Setze dich zuerst so hin, dass die Waden gegen die Oberschenkel drücken und halte den linken Fuß über den anderen; drücke die rechte Fußsohle fest gegen den After, wobei die linke Fußsohle locker auf den rechten Fuß gepresst wird. Drücke die Hacke gegen die Stelle zwischen After und Geschlechtsorgan und balanciere den Körper auf ihr; halte die beiden Fußknöchel gerade und hebe das Gesäß an. Dieses bewirkt, dass der Körper von der Hacke unterstützt und balanciert wird. Dieses ist die typische mula bandha –Stellung ("der Knoten am Ende"), die auch vyjrasana genannt wird. Gelingt einem diese Stellung, wird der nach unten gerichtete Pfad des apana-Teils der Lebensatems (oder der Lebenskraft) blockiert und nach innen gerichtet. (N.B. Es gibt zehn prana-Klassen (Lebensatem), fünf Hauptklassen und fünf Nebenklassen. Die Haupt-pranas sind prana, apana, samana, vyana und udana. Die Neben-pranas sind naga, kurma, krikala, devadatta und dhananjaya. (6:192-200).
Dann lege die Handflächen als Hohlraum auf das linke Bein, was die Schultern anhebt und wodurch der Kopf automatisch gerade wird. Die Augen werden dann halb geschlossen und der Blick wendet sich nach innen. Selbst wenn man ihn nach aussen richtet, kann man nur die Nasenspitze sehen. Der Wunsch umherzusehen verschwindet. Dann zieht sich der Hals zusammen und das Kinn drückt auf die Brust und verdeckt die Kehle. Diese Stellung von Hals und Brust wird jalandhar bandha oder Jalandhar-Knoten genannt. (6:201-208).
Dann wird der Bauch flach und der Nabel wird angehoben. Die Stellung des Teils des Körpers zwischen Nabel und After wird odhiyana bandha oder Odhiyana-Knoten genannt. (6:209-210).
So fängt die Yoga-Übung mit den äusseren Körperteilen an, während Gedanken, Wünsche und andere Tätigkeiten des Geistes verschwinden. Du wirst dann weder Hunger noch Müdigkeit bemerken. (6:211-213).
Das Erwachen von Kundalini. Der apana-Atem trifft zunächst auf das Muladhar-Chakra, das sich zwischen dem After und dem Geschlechtsorgan befindet, und beseitigt alle die Unreinheiten, die sich dort seit der Kindheit angesammelt haben. Dann steigt der Apana-Atem zum direkt unter dem Nabel liegenden Manipur-Chakra hoch und beginnt, dagegegen zu klopfen. So bewegt der eingeschlossene Atem den Körper von innen und entfernt die seit der Kindheit angesammelten Unreinheiten. Der mächtige Atem gelangt dann in den Bauch und beseitigt Körpergase und Galle. Dann erreicht er das Zentrum der sieben wichtigen Körperelemente (nämlich Fleisch, Blut, Muskeln, Knochen, Knochenmark, Verdauungssäfte und Samen), lässt das Fett verschwinden und treibt das Mark aus den Knochen. Er reinigt die Blutgefäße und entspannt die Organe, was einen beängstigen kann; aber ein Suchender sollte keine Angst haben. Durch Hervorrufen dieser Unpässlichkeiten entfernt er die Krankheiten aus dem Körper. Der Apana-Atem bringt das feste Fleich, die Knochen und das Blut zusammen. (6:214-220).
Während dieses abläuft, erwacht die Kundalini-Kraft durch die Wärme, die durch die Yoga-Stellung hervorgerufen wird. Sie schlief wie eine kleine Kobra, die in der Nähe des Nabels in dreieinhalb Windungen mit dem Kopf nach unten zusammengerollt war, (6:221-223), und sie wird durch das Zusammenziehen von mula bandha aufgeweckt. (6:225).
Kundalini erreicht andere Chakras und reinigt den Körper. Nach dem Aufwachen schluckt Kundalini den apana-Atem, der den Raum in der Gegend des Herzens eingenommen hat. Dann schluckt zu Fett und überflüssiges Fleisch aus der Gegend des Herzens und wo immer sie Fleisch findet. (6:229-230). Dann sucht sie die Handflächen und Fußsohlen, reisst die obere Haut auf und sucht jedes Gelenk und Organ. Sie zieht das Leben aus den Nägeln, reinigt die Haut und lässt sie die Knochen berühren. Dann säubert sie das Innere der Knochen, schabt die Innenwände der Blutgefäße ab, mit dem Erfolg, dass die Haarwurzeln verbrennen. Sie trinkt dann die sieben wesentlichen Elemente und macht den Körper heiss und trocken. (6:231-235).
Sie zieht dann den prana-Atem zurück, das aus der Nase kommt, und den apana-Atem, der innen wirkt; und wenn sich beide - fast - treffen, trennen sie nur noch die Vorhänge der sechs Chakren. Sie würden sich treffen, nur dass Kundalini sie fragt: "Was habt ihr hier zu suchen? Geht aus dem Weg!" Das Prinzip ist, dass Kundalini vom Körper das Erdprinzip (den festen Teil) aufisst und das Wasserprinzip (den flüssigen Teil) vollkommen aufleckt; und wenn sie dann gesättigt ist. wird sie sanft und ruht im Nervenstrang des Rückgrats (sushumna). (6:236-240). In dieser zufriedenen Stimmung speit sie den Speichel aus, der zu Nektar wird, der den Körper beschützt. In dieser Phase verlässt die Hitze den Körper ,der nun von innen und aussen kühl wird, weswegen die verlorengegangene Kraft zurückkommt. Der Fluss im sushumna-Nerv hört auf, so wie die Funktion der verbleibenden neun pranas. Dadurch ist der Körper ohne Tätigkeit und wird ruhig. Die Ida- und Pingala-Nerven im Rückgrat treffen sich, die drei Knoten lösen sich, und die Vorhänge der sechs Chakren öffnen sich. Dann lassen die vitalen Luftströme, die durch das rechte und linke Nasenloch (die als Sonne und Mond bezeichnet werden) fliessen, soweit nach, dass selbst eine Flamme durch sie nicht zum Flackern kommt. (6:241-245). Zu diesem Zeitpunkt wird auch der Verstand beruhigt, und der verbleibende Duft im prana gelangt zusammen mit Kundalini in den zentralen Nerv (sushumna) im Rückgrat. Darauf ergiesst sich der geistige Nektar, der sich oben am Kopf befindet, in das Maul von Kundalini und wird dann im ganzen Körper absorbiert, die zehn pranas eingeschlossen. (6:246-248).
Der Körper wird verjüngt. Die Haut, die den Glanz dieses Nektars bedeckt und durch ihn erhellt wird, wird abgestreift, und alle Organe zeigen ihre leuchtende Aura. (6:250, 252-253). Jetzt fürchtet sogar der Tod den Körper, und der Alterungsprozess wird umgekehrt, und der Yogi kehrt in seine vergangene Kindheit zurück und gleicht einem Jungen. (6:259-261). Der Yogi bekommt helle neue Nägel. Er bekommt auch neue Zähne, die aber klein sind wie eine Reihe von Perlen. Auf seinem Körper wachsen winzige Haare. Die Handflächen und Fußsohlen werden rot, und seine Augen werden so hell, dass sein Blick nicht von den Augenlidern zurückgehalten werden kann; sogar bei halbgeschlossenen Augenlidern reicht sein Blick bis zum Himmel. (6:262, 265-267). Obwohl die Haut sich golden färbt, wird sein Körper leicht wie Luft, weil in ihm kein Erd- und Wasserprinzip mehr vorhanden ist. Sein Blick reicht jenseits der Meere und er weiss, was im Himmel vor sich geht. Er versteht den Geist einer Ameise und kann auf dem Wind reiten. Selbst wenn er auf dem Wasser geht, werden seine Füße nicht nass. So erreicht er spirituelle Kräfte (siddhis), von denen einige eben beschriebenen wurden. (6:268-270).
Göttliche Erfahrungen. Jetzt höre, was noch passiert. Die Kundalini steigt mit Hilfe des prana durch das Rückenmark zum Herzen auf. (6:271). Der Yogi hört dann den göttlichen Anahat-Ton. (6:274). Der sich nahe der Kundalini-Kraft befindende Verstand wird nun aktiv und kann auch etwas von diesem Anahat-Ton hören. (6:275). Es gibt zehn Arten von Anahat-Tönen, und er hört die erste Art, ghosha genannt, und in diesem Gefäß von ghosha selbst werden Tonbilder ezeugt, die man in seiner Vorstellung sieht. Aber wo ist die Vorstellung, wenn die Person garnicht sie selbst ist? Tatsächlich ist es unmöglich, zu erklären, wo die Töne herkommen. (6:276-277). Ich vergaß dir zu sagen, dass der Nachhall der Anahat-Töne nahe dem Herzen solange existiert, wie das Luft-Prinzip noch nicht zerstört ist. Der Widerhall im Himmels-Prinzip (im Weltraum) öffnet leicht das "Fenster zum brahmarandhra " (sahasrar). Über dem Lotus des geistigen Herzens gibt es einen anderen Raum, den das Bewusstsein erfüllt. (6:278-280). Dort lässt Kundalini ihre Energie aufblitzen und sie lässt die Dualität verschwinden, indem sie den Verstand opfert. Nun verliert Kundalini ihr Leuchten und vermischt sich mit dem prana. Jetzt sieht sie aus wie ein goldenen Gewand um eine Luft-Statue oder wie eine Zunge von Blitzen. (6:281-284). So ähnelt sie einer goldenen Kette oder einem leuchtenden Wasserfluss, wenn sie zum Lotus des spirituellen Herzens heraufkommt. Dann verschwindet sie plötzlich im Raum des spirituellen Herzens, und die Kraft fällt in sich selbst zusammen. Jetzt sollten wir sie eigentlich "Kraft" nennen, aber sie hat in Wirklichkeit Gasform angenommen, denn zu diesem Zeitpunkt sind Ton, Ort und Phase verschwunden. In diesem Zustand haben Dinge wie "den Geist beherrschen", "Atem anhalten" oder "meditieren" keine Bedeutung. Daher kann man Kundalini als Schmelztiegel aller fünf Prinzipien ansehen." (6:286-290).
(Dnyaneshwar Maharaj sagt: "Den Körper gebrauchen, um das körperbezogene Ego zu verzehren, ist das Prinzip von Nath Panth. Shri Krishna hat es in der Gita nur erwähnt, aber ich habe nun den Zuhörern Einzelheiten vermittelt." (6:291-292))
Siddhis. "Wenn das Leuchten der Kraft verschwindet, ändert sich auch das Erscheinungsbild des Körpers, und normale Augen können das tatsächliche Aussehen des Yogis nicht sehen. Der grobe Körper ist weiter in Besitz seiner Glieder und Organe, aber er untersteht nun dem Luft-Prinzip. (6:293-294). Sein Körper kann so leicht werden, dass er khechar genannt wird, d.h. jemand, der durch den Raum reist. Wenn er diesen Zustand erreicht hat, kann er Wunder vollbringen, weil er magische Kräfte (siddhis) erworben hat. (6:296). Man braucht bei diesen siddhis nicht in Einzelheiten zu gehen; der Hauptpunkt ist, dass die drei Prinzipien Erde, Wasser und Feuer aus dem Körper verschwunden sind. Von den fünf Prinzipien hat das Wasser-Prinzip das Erd-Prinzip zerstört, das Luft-Prinzip hat das Wasser-Prinzip zerstört, während das Luft-Prinzip im spirituellen Herz das Feuer-Prinzip zerstört hat. Was übrig bleibt, ist das Luft-Prinzip in Gestalt des Körpers. Aber auch das verschwindet nach einiger Zeit im Raum des spirituellen Herzens. Zu diesem Zeitpunkt ändert Kundalini ihren Namen zu marut, d.h. Wind oder Luft. Jedoch bleibt ihre Form als Kraft erhalten, bis sie mit dem Brahman verschmilzt. (6:297-301).
Dann zerschneidet sie den Jalandhar-Knoten und verlässt den Körper durch die Kehle. Durch Rezitieren des grundlegenden Tons der Silbe AUM steigt sie zur Pashyanti-Ebene des Tons auf und betritt das brahmarandhra bis zur Hälfte des tanmatra. Indem sie sich im brahmarandhra festsetzt, umfängt sie das Brahman. Der Vorhang vor den fünf Prinzipien wird zurückgezogen, und die Kraft trifft auf das Höchste Brahman und verflüchtigt sich in ihm, zusammen mit dem Himmels-Prinzip." (6:302-306).
(Anmerkung: Es gibt vier Arten von Tönen – vaikhari, madhyama, pashyanti und para. Vaikhari ist der hörbare Ton, den wir als Sprache hören. Madhyama kann nicht gehört aber im Unterbewussten wahrgenommen werden. Pashyanti und para sind noch feinere Töne, die normale Menschen nicht hören können. In diesem Zusammenhang sagen die Anhänger von Nath Panth: Unsere Aufgabe ist, die Menschen gemäß anleitender Botschaften der Weisen, wie der vyas usw., zu führen, die das Universum durch göttliche Anweisungen steuern. Die ersten vom Nichts (d.h.Brahman) erzeugten Schwingungen erscheinen zunächst im Bewusstsein von Nath-Anhängern. Dieses geschieht im Para-Zustand der Verständigung. Die avadhut hören die Botschaften im Pashyanti-Zustand. Sie erhalten die Schwingungen von den Nath. Die kriyasiddha erhalten die Botschaften, die sich im Madhyama-Zustand befinden. Ihre Aufgabe ist es, diese Botschaften an verschiedene geistige Größen gemäß ihres Status weiterzugeben. Die letzte Schwingungsform ist vaikhari, in der den Anweisungen eine Stimme gegeben wird und die Ratschläge mittels Unterweisungen an die "normale" Bevölkerung weitergegegeben werden. Das Ziel eines Nath Panth ist, den Leuten zu helfen, ohne sich um die eigene persönliche Befreiung zu kümmern. Wegen seines Mitleid mit allem Leben wird er immer wieder in der ganzen Welt in allen Gesellschaften wiedergeboren, und zwar nicht immer als ein ordinierter Nath Panth.
Tanmatra ist eine feine Form eines Wortes oder eines Tons, bevor er ausgedrückt (geäussert) wird. Das halbe tanmatra ist noch eine feinere Form.)
"So wird die Seele, die wegen der Geburt vom Brahman getrennt war, wieder mit dem Brahman vereint. Zu diesem Zeitpunkt haben Gedanken darüber, ob die Seele von mir, d.h. dem Brahman, verschieden ist, keine Überlebenschance im Geist. (6:307-309). Der Betroffene erlebt durch das Eintauchen in den Himmel das, was Himmels-Prinzip genannt wird, und nicht mit Worten beschrieben werden kann sondern erlebt werden muss. (6:310-311). Arjuna, begreife, dass dieses Phänomen nicht etwas Definiertes ist, das durch bloßes Zuhören verstanden werden kann. Es bleibt dem Betreffenden nichts übrig, was er noch wissen müsste. Ich kann nur sagen, dass man glücklich ist, wenn man es erleben und eins mit dem Brahman werden sollte. (6:316-318). Es hat eigentlich keinen Zweck, hierüber zu reden. Es ist der Ursprung des Universums, das Ergebnis des Yoga und die Kraft des Glücks. Die Formen werden dort aufgelöst. Es ist die Stelle der Erlösung, wo Anfang und Ende verschwinden. Es ist die Saat der fünf Prinzipien und die Helligkeit des Großen Strahlens. Als die Ungläubigen meine Anhänger gefoltert haben, musste ich meine attraktive vierarmige Gestalt aus dem Brahman annehmen. Das große Glücksgefühl in diesem Zustand kann nicht beschrieben werden. Menschen, die durch stetiges Streben das Selbst erkannt haben, wurden rein und erreichten meinen Zustand." (6:321-326).
(N.b.: Muladhar chakra ist das unterste Chakra; es sitzt am unteren Ende der Wirbelsäule nahe der Sexualorgane und beherbergt die schlafende Kundalini. Oberhalb des muladhar gibt es sechs weitere Chakras: Das Swadhishtan-Chakra liegt etwas über dem Muladhar-Chakra unter dem Nabel. Das dritte ist das Manipur-Chakra in Nähe des Nabels; das vierte wird Anahar-Chakra genannt und befindet sich in Herz-Nähe. Das fünfte is tdas Vishuddha-Chakra an der Kehle. Das sechste ist das Adnya-Chakra zwischen den Augenbrauen. Das siebente ist das Sahasrara-Chakra oder Chakra der tausend Lotosblüten oben auf dem Schädel. Beim muladhar beginnend werden die Chakras nacheinander aktiviert, wobei jedes ein einzigartiges Erlebnis vermittelt. Die Aktivierung der Chakras beschleunigt den spirituellen Prozess. Mit der Zeit wird der Suchende, dessen Kundalini aktiviert wurde, vom Einfluss der weltlichen Dinge befreit und er erfährt schließlich das Göttliche. Je nach der Mühe des Suchenden und dem Wohlwollen des Gurus reicht die Zeitspanne zwischen Erwachen der Kundalini und der letzten Erfahrung von "unmittelbar" bis zu "einigen Jahren" und auch manchmal "mehreren Leben".)
ARJUNAs ZWEIFEL
Arjuna hat nun Zweifel, ob er geeignet ist, diese Art von Yoga zu praktizieren.
"Shri Krishna, ich bin von der Vorzüglichkeit dieser Yoga-Übungen überzeugt. Aber ich bin es nicht Wert, sie zu praktizieren. Was ich fragen wollte, ist, ob jeder diese Übungen machen kann oder ob es nötig ist, speziell dafür geeignet zu sein." (6:333-337).
DER PERSÖNLICHE WERT FÜR YOGA-ÜBUNGEN
Shri Krishna erwiderte: "Dieses Yoga ist ein Mittel zur Befreiung. Selbst eine gewöhnliche Aufgabe kann nicht erfolgreich erledigt werden, wenn der Ausführende nicht würdig und fähig ist. Das Würdigsein kann nur beurteilt werden, wenn die Aufgabe erfolgreich erledigt wurde. Nur wenn Würdigkeit vorliegt, kann eine Aufgabe erfolgreich erledigt werden. Auch Fähigkeit ist nicht so leicht zu erreichen. Wenn jemand, der einer Sache geneigt ist, die vorgeschriebenen Handlungen durchführt, wird er zu einer Autorität auf dem Gebiet. Du kannst diesen Trick nutzen, um Würdigkeit zu erlangen. (6:339-343).
Arjuna, eine Regel bei der Yoga-Praxis ist, dass einer, der nicht die vorgeschriebenen Übungen vornimmt, nicht würdig wird. (6:344). Einer, der ein Sklave seiner Zungenfreuden und des Schlafes ist, hat nicht das Recht, Yoga zu üben. Wie kann ferner jemand Erfolg beim Yoga haben, der starrsinnig durch Unterdrückung von Hunger und Durst die Nahrung reduziert, schlecht schläft und dadurch seinen Körper nicht beherrschen kann? Man sollte also seine Sinnesfreuden nicht verwöhnen, sie aber auch nicht gänzlich ignorieren. (6:344-352). Man sollte essen, aber richtig und mäßig. Man sollte sich nur eine bestimmte Menge von Aufgaben vornehmen. Man sollte nur das Notwendige reden, nicht zu weit laufen und nur zu geeigneten Zeiten schlafen. (6:350). Selbst wenn man aus irgendeinem Grund wach bleiben muss, sollte dieses einen bestimmten Zeitraum nicht übersteigen. Durch diese geregelte Lebensführung bleiben die wesentliche Körperteile im Gleichgewicht. Und wenn die Sinne im geeigneten Maß befriedigt werden, bleibt der Geist zufrieden. (6:350-351). Werden die äusseren Organe beherrscht, steigt die innere Zufriedenheit, und das Yoga kann sogar ohne Übung erreicht werden. (6:353). Wer durch ein geregeltes Leben Yoga übt, erfährt das Selbst. (6:355). Wessen Geist ruhig wird und so bis zum Lebensende bleibt, kann als jemand bezeichnet werden, der das Ziel des Yoga erreicht hat. In diesem Zustand kann sein Geist mit einer Flamme bei Windstille verglichen werden. (6:357-358).
DIE FRÜCHTE DER YOGA-PRAXIS
Eine wohltuende Sache erscheint machmal einer Person als schmerzhaft. Andererseits gibt es nichts einfacheres als Yoga zu üben. (6:363). Die Sinnesorgane können nur durch das Sitzen in der von mir beschriebenen Haltung beherrscht werden. Wenn dieses erreicht ist, strebt der Geist automatisch zur Seele. Wenn er von dort zurückkehrt und auf das Selbst zurückschaut, erkennt er, dass Ich Das die ganze Zeit über gewesen bin. Dann wird der Geist in das Glück versinken und im Selbst aufgehen. Es wird eins mit dem, hinter dem nichts anderes existiert und das durch die Sinne nie erfasst werden kann. (6:364-368). In diesem Zustand bleibt der Geist ruhig und sein Körperbewusstsein verschwindet selbst bei Erleiden großer Schmerzen. (6:369-371). Wegen dieses nicht beschreibbaren Glückes vergisst er auch andere Dinge. Wegen der Freuden bei dem Erlebnis des Selbst vergisst er das Verlangen und denkt nicht mehr an weltliche Dinge. Das Glück, die Zierde des Yoga, gibt Befriedigung und Wissen und erhält Form durch das Studium des Yoga, und jemand, der es erfährt, erhält selbst diese Gestalt. (6:372-374).
DIE INNERE EINSTELLUNG BEI BEGINN DER YOGA-ÜBUNGEN
Arjuna, dieses Yoga mag dir schwierig vorkommen, aber auf eine Art ist es sehr einfach. Zuerst sollte man Verlangen und Zorn loswerden, die im Geist aus den Gedanken hochsteigen. (6:375). Sind die Sinnesfreuden einmal beseitigt und die Organe unter Kontrolle, wird der Geist ruhig. Setzt einmal das Unbeteiligtsein ein, kommen keine Wünsche mehr in den Geist, und Mut beschützt den Verstand. Hilft der Mut erst einmal dem Verstand, weist er den Geist in Richtung Selbst-Erkenntnis. (6:375-378).
Selbst wenn dieses nicht passiert, gibt es einen leichten anderen Weg zur Selbst-Erkenntnis. Man sollte sich zuerst vornehmen, einen Beschluss nicht mehr zu ändern, wenn man ihn einmal gefasst hat. (6:379-380). Wenn der Geist dadurch ruhig wird, ist das gut. Wenn das aber nicht passiert, lasse deinen Geist frei umherschweifen. Dann hole ihn von da zurück, wo er auch immer hingewandert ist. Er wird dann ganz natürlich ruhig. Wenn der Geist erst einmal für eine beträchtliche Zeit ruhig bleiben kann, wird er alleine dem Selbst zustreben, und wenn er das Selbst sieht, will er eins mit ihm werden. Der Dualismus wird dann im Monismus aufgehen, und die drei Welten werden hell im Licht des Einen erleuchtet. (6:381-384). Bei Auflösung des bewussten Geistes im Selbst wird alles voller göttlicher Energie. (6:386).
Falls du sogar dieses nicht durchführen kannst, beherzige folgendes. (6:390). Man sollte den Gedanken in seinem Geist festhalten, dass Ich im Körper jedes Wesens bin und dass alles in Mir ist, dass dieses Universum und alle Lebewesen also miteinander verbunden sind. (6:391-392). Es ist unnötig zu sagen, dass derjenige, der Meine Gegenwart mit dem Gefühl der Gleichheit in allen Dingen sieht und keine aus äusserlichen Unterschieden resultierende Überlegungen im Sinn hat, unbestritten eins mit Mir ist. (6:393-394). Indem er seinem Körper gegenüber unbeteiligt ist, obwohl er in ihm verweilt, erreicht er Meine Ebene durch die Erfahrung des Brahman. Wer Mein alldurchdringendes Wesen erkannt hat, wird selbst alldurchdringend.(6:401-402). Ich habe festgestellt, dass jemand, der das Selbst in den drei Welten erfahren hat, Kraft seiner Erfahrung selbst das Brahman ist, auch wenn er normal in seinem Körper umhergeht und ihn die Leute mit ihrer Wahrnehmung je nach den Umständen als glücklich oder unglücklich ansehen. (6:407-408). Daher gebe Ich dir den Rat, Arjuna, den Ausblick auf die Gleichheit zu üben, durch den du das Universum in dir sehen und eins mit ihm sein wirst. Ausser diesem Ausblick auf die Gleichheit gibt es nichts Wichtiges zu erreichen." (6:410).
ARJUNAs ZWEIFEL AN DER NATUR DES MENSCHLICHEN GEISTES
Arjuna bringt nun einen weiteren Zweifel vor: "Shri Krishna, der Pfad, den du beschrieben hast, wird wegen der Natur des menschlichen Geistes nicht sicher begehbar sein. Der Geist quält den Verstand, schwächt die Entscheidungsfähigkeit und läuft vor dem Mut davon. Er erzeugt Wünsche, wenn man zufrieden ist und schweift umher. Er revoltiert, wenn man ihn unterdrückt, und arbeitet mit, wenn man ihn kontrolliert. Deshalb erscheint es mir nicht möglich, dass der Geist ruhig werden und das Gefühl der Gleichheit vermitteln wird." (6:414-416).
ANLEITUNG DES MENSCHLICHEN GEISTES
Shri Krishna erwidert: "Was du sagst, ist richtig. Der Geist ist wie Quecksiber. Wenn man ihn aber mit Hilfe der Teilnahmslosigkeit zu den Yoga-Übungen veranlassen kann, wird er nach einiger Zeit ruhig werden. Der Geist hat die gute Eigenschaft, dass er eine Vorliebe für etwas entwickelt, das ihn anzieht. Daher sollte man ihn veranlassen, am Erfahren des Selbst Gefallen zu finden. (6:418-420).
Wer nicht teilnahmslos ist und auch kein Yoga übt, wird es als unmöglich ansehen, den Geist zu kontrollieren. Wenn wir uns überhaupt nicht um das Befolgen der Techniken zur Selbsbeherrschung (yama – niyama) und um die Teilnahmslosigkeit kümmern sondern in Sinnesfreuden schwelgen und dadurch den Geist nicht in den Griff bekommen – wie kann er dann ruhig werden? Achte also bei deinen Handlungen auf die Kontrolle des Geistes, und du wirst sehen, dass er ruhig wird." (6:421-424).
ARJUNAs ZWEIFEL: WAS PASSIERT, WENN EIN SUCHENDER VOR DEM ERREICHEN DES ZIELS STIRBT?
Jetzt bringt Arjuna einen weiteren Zweifel vor. Er sagt: "Shri Krishna, ich kannte dieses Yoga bis jetzt nicht und dachte daher, dass mein Geist unkontrollierbar sei. Jetzt wurde mir durch deine Gnade das Yoga dargelegt. Ich habe aber einen weiteren Zweifel, den nur du ausräumen kannst. (6:428-430). Wenn jemand, erpicht darauf, die Befreiung zu erreichen, die weltlichen Freuden in seinem Glauben aufgibt, ohne spirituelle Anstrengen zu machen, und dann vor dem Erreichen des Ziels stirbt, hat er weder die Befreiung noch die weltlichen Freuden genossen. So hat er beides verloren, obwohl er den Glauben besaß. Sage mir bitte, was mit solch einem Menschen passiert." (6:431-432).
DER SUCHENDE WIRD ALS YOGI WIEDERGEBOREN
Shri Krishna antwortet: "Arjuna, kann es für einen danach Suchenden etwas anderes als Befreiung geben? Er ruht sich einige Zeit aus, das ist alles. Wenn er Yoga praktiziert hätte, hätte er vor seinem Tod die Befreiung erreicht. Wegen fehlender Schnelligkeit musste er in der Mitte des Wegs Halt machen. Aber die Befreiung wird für ihn bereitgehalten. (6:437-440). Er gelangt mit Leichtigkeit zu den Ebenen, die sogar für den Götterkönig Indra schwierig zu erreichen sind. Aber ihm wird wegen der unvergleichlichen Freuden auf diesen Ebenen übel und sagt die ganze Zeit: "Oh, mein Gott, warum gibt es diese Hindernisse auf meinem Weg zur Befreiung?" Dann kehrt er zur Erde zurück und wird in einer religiösen Familie wiedergeboren. Er beginnt, spirituellen Reichtum zu sammeln. In diesen Familien richten sich die Leute nach Moral, reden klar und wahr und benehmen sich so, wie es in den Schriften vorgeschrieben wird. (6:441-445). Dort sind die Veden die lebende Gottheit; die Handlungen werden von swadharma und kritischem Urteilsvermögen geleitet; die Gedanken kreisen nur um Gott, und die Familiengottheit ist ihr Reichtum. So wird dieser Mensch Kraft seines lobenswerten Lebens glücklich in diese Familie hineingeboren. (6:446-448). Oder er wird in eine Familie eines Yogi von hohem Niveau hineingeboren. Wegen seiner Vergangenheit ist er schon als Kind voller Wissen. Wegen seines reifen Verstandes kennt er ganz natürlich alle Zweige des Wissens. (6:451-454). Sein Verstand entwickelt sich von der Stufe ausgehend, die er bei seinem Tode erreicht hatte, und er ist in der Lage, die wundersamen Themen und schwierigen Dinge zu begreifen, die ein Guru erzählt. (6:457-459). Er beherrscht seine Sinnesorgane, der Geist wird eins mit dem prana, dem Lebens-Atem, und das prana löst sich im Unterbewussten auf. Die Yoga-Praxis fällt ihm leicht und er kann ohne Mühe den Samadhi-Zustand erreichen. (6:460-461). Selbst auf der Stufe eines Gefolgsmanns erlangt er geheime Kräfte (siddhis). (6:464). Weil er nach Jahrmillionen und der Überwindung der Hindernisse von Tausenden von Wiedergeburten die Küsten der Selbst-Erkenntnis erreicht, kann er seine geistigen Übungen mühelos vollziehen. Er erlangt die Kraft des kritischen Urteilsvermögens und wenn er diese nach einiger Zeit ablegt und auch über das Denken hinausgelangt, wird er eins mit dem Brahman. (6:465-467). Er erreicht dann diesen unbeschreibbaren und unendlichen Glückszustand. Er wird das lebende Bild des Brahman-Zustandes, was seine letzte Bestimmung ist. (6:469-470). Er erreicht diesen Zustand, während er noch lebt. (6:480). Betrachte ihn als Meine Lebenskraft. Er erlebt sich dreifach als ergebener Anhänger, als Hingabe und als die Gottheit der Hingabe. Dieses Band der Liebe zwischen ihm und Mir kann nur so beschrieben werden, dass er die Seele in meinem Körper ist." (6:482-485).
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Bemerkungen zu Kapitel 6: