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YOGIRAJ SHRI SHANKAR MAHARAJ
 
  von Dr. V.V. Shirvaikar

KAPITEL VIII

AKTIVITÄTEN IN PUNA  - 1
RAOSAHEB UND TAISAHEB MEHENDALE

Maharajs Aktivitäten in Puna sind in den Büchern Shri Dnyananaths und Tandales gut beschrieben worden. (Das Buch Yogi Dnyananaths ist jetzt im Internet unter http://www.shreeshankarmaharaj.com verfügbar). Dank der tatkräftigen Unterstützung Herrn V.M. (Nana) Pandits konnte ich bei meinen Begegnungen mit Schülern und Anhängern in Puna eine Menge zusätzlicher Informationen sammeln. Ich konnte auch die Orte besuchen, die Maharaj öfters aufsuchte, und die noch erhalten waren. Neben Herrn Datta Abhyankar und Nana Pandit selbst gehörten Herr Madhusudhan V. Kanhere und Herr G.L. Joshi zu den befragten Personen. Später traf ich auch Herrn S.B. Patwardhan, der Maharaj getroffen und seinen Segen erhalten hatte.

Das Zentrum der Aktivität in Puna war Mehendalewada an der Appa Balwant Chowk (chowk = Kreuzung), das Haus der Vorfahren von Raosaheb Mehendale. Maharaj besucht auch die Häuser anderer Schüler und wohnte dort. So wohnte er auch oft bei dem allgemein bekannten Schüler Herrn Mamasaheb Dhekne, in dessen Haus er starb.

Der palastartige Mehendalewada existiert nicht mehr in der ursprünglichen Form. In der damaligen Zeit waren die Bauwerke hauptsächich aus Holz. Vor einigen Jahren wurde ein Teil des Wada wegen einer Straßenverbreiterung und ein anderer Teil aus Sicherheitsgründen abgerissen. Zur Zeit ist man dabei, es vollständig abzutragen. Das Haus, in dem Mamasaheb Dhekne lebte, hat einem mehrstöckigen Gebäude Platz gemacht, in dem jetzt ein Hotel betrieben wird. Viele andere Stellen sind durch die Entwicklung und den Zahn der Zeit verändert worden.
Für Maharaj waren der palastähnliche Wada und das kleine Mietshaus Dheknes gleich. Worauf er sah, war Glaube und Hingabe. Lassen Sie uns die Beschreibung der Aktivitäten in Puna mit dem Ehepaar Mehendale beginnen.

RAOSAHEB MEHENDALE

Sein vollständiger Name war Balwantrao Khanderao Mehendale; er war aber besser als Raosaheb Mehendale bekannt, wobei Raosaheb ein Ehren- und Respektstitel ist. Er war ein Nachkomme von Sardar Appa Balwant Mehendale, der tapfer im Panipat-Krieg zwischen den Marathas und den Rohilas gekämpft hatte. Sardar Mehendale hatte einen großen Landsitz in der Nähe des Jogeshwari-Tempels gebaut. Dieser Landsitz wurde als Mehendalewada bekannt, weil er den Mehendales gehörte. Die Straßenkreuzung in der Nähe des Landhauses wurde im Andenken an ihn Appa Balwant Chowk getauft. In den Vierziger Jahren war das Landhaus das Zentrum intensiver spiritueller Aktivitäten. Diese Aktivitäten dauerten unter den Fittichen Maharaj viele Jahre, der Raosaheb und seine Frau Padmavati, besser als Taisaheb bekannt, sehr oft besuchte. Taisaheb pflegte auf Anleitung Maharajs hin über viele Jahre Unterweisungen über die Dhaneshwari zu geben.

Ein tragisches Ereignis führt zur Dnyaneshwari

Raosaheb war ein Gelehrter. Bei der Abschlussprüfung an der Universität war er Erster und gewann das anspruchsvolle Jagannath-Shankarshet-Stipendium. Er ging zum Studium der Rechtswissenschaften ins Ausland und kehrte als Barrister (Rechtsanwalt bei Gericht) zurück. Raosaheb war mit guter Gesundheit und Wohlstand gesegnet. Er war in erster Ehe mit Akkasaheb, einer Tochter des Königs des Staats Sangli, verheiratet. Nach der Heirat lebte Raosaheb als Rechtsanwalt in Bombay. Da traf ihn ein Schicksalsschlag: seine Frau starb an einer unbedeutenden Krankheit. Raosahebs Welt brach zusammen. Er verließ Bombay und zog in den Mehendalewada in Puna. Er hatte keine Kinder, und es war für ihn eine Qual, alleine in dem großen Haus zu wohnen. Einige Freunde besuchten ihn, um ihn zu trösten und um ihm Gesellschaft zu leisten, aber das half nur vorübergehend. Solche Schicksalsschläge bringen Leute manchmal zum Alkohol oder an andere Laster. Bei Raosaheb lief es glücklicherweise in eine andere Richtung. Eines Tages kamen seine Freunde Dr. Bhadkamar und Sardar Nanasaheb Mirikar und sagten zu ihm: "Raosaheb , wir können nicht mit ansehen, wie du deine Zeit mit Trauer verbringst. Wir sollten etwas unternehmen. Warum kommst du nicht mit uns, einige Heilige zu besuchen?"
Raosaheb war einverstanden. Sardar Mirikar nahm ihn zunächst mit zu eines Vortrags über die Dnyaneshwari, gehalten von Dadamaharaj Satarkar in Kandewadi, Bombay. Raosaheb mochte die Dnyaneshwari von Anfang an, und dieses Gefühl verstärkte sich, als er weitere Vorträge besuchte.

Raosaheb begegnet Maharaj

Einige Tage nach dem ersten Vortragsbesuch schlug Sardar Mirikar vor, Raosaheb solle ihn, da die Vorträge einige Zeit ausfielen, einige Tage nach Nagar (150 km von Puna entfernt) begleiten, wo er ihn einem Siddha-Yogi vorstellen wolle, der zu der Zeit bei ihm wohnte. Er warnte ihn aber: "Du wirst an ihm aber kein äußerliches Zeichen eines Siddha-Yogi feststellen. Er wird dir in Wirklichkeit wie ein Einfaltspinsel und Schwachsinniger vorkommen, lispelnd, und noch nicht einmal fähig, richtig zu gehen. Ich versichere dir aber, dass dir dieses Treffen eine Erfahrung des Göttlichen machen lässt." Raosaheb stimmte zu und begleitete Sardar Mirikar nach Nagar.

Er sah Maharaj zum ersten Mal in Sardar Mirikars Landhaus. Er saß oder lag eher auf einer Matraze und lehnte an ein Kissen. Er trug nur einen Dhoti und ein langes Hemd. Seine Hände und Füße waren verkrüppelt. Seine Augen glichen denen eines Trinkers. Er paffte eine Zigarette und lachte vor sich hin.

Raosaheb hatte trotz Sardar Mirikars Vorwarnung einen Moment Zweifel, dass diese Person ein Siddha-Yogi war, sagte aber nichts. Auf Sardar Mirikars Zeichen hin stand er auf und verbeugte sich zu einem namaskar vor Maharaj, der ihn auf den Rücken schlug und sagte: "Komm her, mein Kind, ich habe nur auf dich gewartet. Du bist König Bhartrihari aus dem Buch der Neun Naths. Deine Königin Pingala ist tot. Du hast jemanden mit äußerlicher Schönheit und mit äußerlichem Reichtum verloren. Das ist jetzt alles verloren gegangen. Schon bald wirst du dich am Reichtum und an der Schönheit der Dnyaneshwari erfreuen. Du wirst dabei die Hauptrolle spielen." Maharaj verglich Raosahebs Zustand mit dem Bhartriharis.
Der Bezug auf König Bhartrihari rührt von den Erzählungen der Neun Naths her. König Bhartrihari liebte seine Königin Pingala sehr. Eines Tages stellte er sich tot, um Pingalas Liebe zu ihm zu prüfen. Pingala beging durch Selbstverbrennung sati. Dieses war ein harter Schlag für Bhartrihari, der sich auf den Verbrennungsplatz zurückzog und zwölf Jahre lang tagein tagaus nach Pingala rief. Auf Lord Dattatreyas Anweisung begab sich Gorakshnath zu Bhartrihari und zeigte ihm die Kraft des Yoga, indem er tausende Pingalas vor ihm erschienen ließ. Bhartrihari erholte sich von seinem Kummer und wurde von Gorakshnath in die Nath-Sekte initiiert.

Maharaj sprach stockend und lispelte, aber seine Worte und die Berührung sendeten Wellen der Wonne durch Raosahebs Körper. Er fand sich in die Schwingungen der Liebe eingetaucht. So verlief das erste Treffen.

TAISAHEB MEHENDALE

Auf Drängen seines Vaters und seiner Freunde heiratete Raosaheb Padmavati, die jüngere Schwester Herrn Patwardhans aus Miraj. Bei den durch die neuentdeckte Vorliebe für den Umgang mit Heiligen und für die Dnyaneshwari hervorgerufenen Änderungen in ihm war Raosaheb dieser Heirat wenig geneigt. Er hatte in Anbetracht seiner geänderten Einstellung Zweifel bezüglich der Haltbarkeit der Ehe und fragte sich, ob seine neue Frau, die erheblich jünger war als er, diesem geistigen Pfad zustimmen würde. In dieser Stimmung begann er sein neues Familienleben mit Padmavati, oder Taisaheb, in Bombay.

Er versuchte, sie glücklich zu machen, indem er gegen seinen eigenen Wunsch mit ihr Tennis spielte oder Parties besuchte usw. Um ihre Gefühle zu beurteilen, nahm er sie öfters mit zu den Vorträgen über die Dnyaneshwari von Dadamaharaj Satarkar. Aber ihre Beziehung blieb irgendwie distanziert, und beide verkümmerten innerlich. Raosaheb wurde durch den Ratschlag Maharajs geleitet, sich der Lage ehrlich und ohne Streit zu stellen. Für Taisaheb, die Maharaj noch nicht kannte, gab es dieses Licht auf dem Weg nicht. Und eines Tages spitzte sich die Lage zu.

Eine depressive Taisaheb begegnet Maharaj

An diesem schicksalhaften Tag war Taisaheb in sehr depressiver Stimmung. Sie hatte das Gefühl, ihr Leben sei ein Fehlschlag. Bei all dem weltlichen Luxus, der ihr zur Verfügung stand, war sie des Lebens überdrüssig und hatte sogar Selbstmordgedanken. In dieser depressiven Stimmung verließ sie alleine das Haus und wanderte zur Küste hinter dem Mahalakshmi-Tempel. Wie sie so daherschlenderte, nahmen ihre Selbstmordgedanken Form an. Sie sah einen kleinen Tempel und wollte einen letzten Blick auf die Gottheit im Tempel werfen. Es war aber kein Tempel sondern ein Math Swami Samarths von Akkalkot, des Gurus Shri Shankar Maharajs. Sie schloss ihre Augen, um zu beten und hörte in ihren Ohren wiederholt das Wort "Ashtavakragita". Es war aber keiner in der Nähe, und sie wusste auch nicht, was "Ashtavakragita" bedeutete. Sie setzte sich auf die Tempelstufen und wunderte sich über diese Erscheinung. Plötzlich hörte sie, wie jemand sie fragte: "Hallo, Vahini, wie kommt es, dass du hier alleine umherschlendest?" Es war Herr Noori, ein moslemischer Freund Raosahebs, der sie ansprach. Sie vermied jede weitere Frage, indem sie ihn zu sich nach Hause einlud.

Als sie zu Hause ankamen, fanden sie Raosaheb in Sorge, weil Taisaheb  alleine weggegangen war. Er fühlte sich erleichtert, als er Taisaheb sah, die eilig mit einem Schuldgefühl in ihr Zimmer ging. Etwas später kam die Nachricht, dass Shankar Maharaj zu Pradhans Haus gekommen sei. (Hier kann es sich nicht um Herrn G.K. Pradhan handeln, weil dieser Maharaj 1942 traf, während sich die hier beschriebene Episode vor 1938 ereignete.) Raosahebs Stimmung änderte sich sofort in Richtung Freude, Taisaheb aber ärgerte sich und dachte: "Maharaj, wer ist denn das schon wieder? Das Leben meines Mannes ist anscheinened voller Swamis und Maharajs. Soll das das ganze Leben so weiter gehen?" Raosaheb schlug ihr vor, zusammen zu Maharaj zu gehen. Sie willigte ein, um ihn nicht noch mehr zu verärgern.

Sie gingen zum Haus Herrn Pradhans, wo Taisaheb einen schwachsinnigen Simpel mit trunkenen Augen sah, der seinen Kopf hin und her bewegte und ein Lächeln auf seinen Lippen hatte. Herr Noori verbeugte sich mit einem Namaskar vor Maharaj. Raosaheb tat es ihm nach. Maharaj schlug ihn fest auf den Rücken und sagte lispelnd: "Wo ist Baby? Wo ist Mirabai? Wo ist Janabai?" Alle fragten sich, wen er meinen könnte, weil Mirabai und Janabai allgemein bekannte weibliche Heilige aus einer Zeit waren, die einige Jahrhunderte zurück lag. Raosaheb gab Taisaheb ein Zeichen, und sie verbeugte sich mit einem Namaskar vor Maharaj, der sagte: "Komm her, Baby, und setz dich vor mich hin." In Indien wird das Wort Baby für kleine Mädchen gebraucht. Alle erkannten, dass er Taisaheb Baby genannt hatte.

Taisaheb wird initiiert

Maharaj musterte sie und fixierte seine Augen auf sie. Als sich ihre Augen trafen, war Taisaheb vollständig an Maharaj verloren. Er berührte ihre Kehle mit seinem Ringfinger, und ihr Körper war voller göttlicher Schwingungen. Sie verlor vollkommen die Kontrolle über sich, begann zu zittern und zu weinen. Plötzlich kam ein Gedicht Dnyaneshwar Maharajs, das sie vorher nie gekannt hatte, über ihre Lippen. Die Art des Gedichts wird "Virahini" genannt, was ein Lied über die Trennung des Anhängers von Gott bedeutet. Das Gedicht lautet sinngemäß:

Ich führte ein weltliches Leben,
Aber jetzt möchte ich nicht länger von Gott getrennt sein.
Es schmerzt sehr, oh Guru,
Verstoße dieses Kälbchen nicht von Deiner Brust.
Sie sang dieses Gedicht über eine halbe Stunde lang. Diese Berührung ihrer Kehle änderte den ganzen Lauf ihres Lebens, es bekam gleichsam einen anderen Klang. Ihr Zustand wurde wirklich ähnlich dem Janabais und Mirabais; sie war in das Höchste vertieft. Als sie ihre Augen aufschlug, fand sie sich in dem Zustand, bevor sie sich vor Maharaj gesetzt hatte. Maharaj klopfte Raosaheb auf die Oberschenkel, sagte: "Ich habe Baby gegessen! Ich habe Baby verschluckt!" und begann in Trance zu schaukeln. Nach einiger Zeit kam er aus dem Trancezustand und ging fort.

Der nächste Tag war Ekadashi (der elfte Tag jeder Hälfte des Mondmonats). Das Ehepaar Mehendale ging zum Dnyaneshwari-Vortrag Dadamaharaj Satarkars. Dadamaharaj war vollständig in den Geist der Dnyaneshwari vertieft. Am Ende des Vortrags ereignete sich ein sehr ungewöhnlicher Vorfall. Dadamaharaj nahm den Band, den er während des Vortrags benutzt hatte, und legte ihn in Taisahebs Hände. Er ließ sie einige Strophen aus dem ersten und zwölften Kapitel vorlesen und bat sie, nächstens selbst über die Dnyaneshwari Vorträge zu halten.

Taisaheb war davon überrascht und fragte sich, wie sie dieser Aufforderung nachkommen könne. Sie erzählt: "In jener Nacht hatte ich im Traum eine bedeutungsvolle Vision. In dieser Vision erschienen Shri Ganesh und seine Mutter Parvati, strahlend vor Schmuck, mit einer goldenen Aura, so wie es Shri Dnyaneshwar Maharaj im ersten Kapitel der Dnyaneshwari beschreibt. Ich betete von Herzen zu Shri Ganesh. Er setzte mich mit seinem Rüssel wie ein kleines Kind auf seinen Schoß und berührte mit dem Rüssel dieselbe Stelle an der Kehle, die Maharaj mit seinem Finger berührt hatte, und segnete mich. Zur selben Zeit hörte ich eine unbekannte Stimme Strophen aus den Dnyaneshwari singen."
Als Taisaheb aus ihrem Traum erwachte, schlug sie die Dnyaneshwari auf und sah, dass diese Strophen die ersten zwei Strophen des siebzehnten Kapitels waren. Es war, als ob sie durch diese beiden Strophen in den Nath Panth aufgenommen worden war. Die Strophen lauten:

Oh Guru, ich grüße Dich,
Dessen Maya dem Universum
Gestalt gibt und der
Der Herr aller Geschöpfe ist.
Die in der Festung des Lebens gefangene Seele,
Die von den drei Eigenschaften gefangen gehalten wird,
Wird durch Shambhu befreit,
Indem sie Deiner gedenkt.
Es war also Shambhu (d.h. Lord Shiva), der in Form von Shankar Maharaj den Schleier von Maya (der Illusionen) vor ihrem geistigen Auge weggezogen hat.

Das Ehepaar Mehendale kommt nach Puna

Maharaj verwandelte das Leben des Ehepaars Mehendale also vollkommen zu einem spirituellen Leben. Sie verließen Bombay und ließen sich in Puna in ihrem vorelterlichen Mehendalewada nieder. Geistige Übungen wie Vorträge, bhajans und kirtans begannen und wurden ein wesentlicher Teil ihres Lebens. Der Mehendalewada wurde ein Zentrum des Trostes für Menschen, die Erleichterung vom Frust des Lebens benötigten. Es kamen immer mehr Besucher in den Mehendalewada.
Herr S.G. Nerlekar, ein Freund aus Puna, erzählte mir seine Eindrücke, als er Maharaj zum ersten Mal sah. Er kannte zwar nicht mehr das genaue Datum, weil es schon so lange zurück lag, aber es muss um 1945 gewesen sein, als ein Onkel mütterlicherseits, ein glühender Anhänger Maharajs, ihn mit zum Mehendalewada nahm, um einem Vortrag Taisaheb Mehendales beizuwohnen. Während des Vortrags ging Maharaj die Stufen zum Saal hoch, kam herein und setzte sich wie ein Kind auf Taisahebs Schoß. Taisaheb erwies ihm Reverenz, und er setzte sich neben sie und lauschte auf ein Kissen gelehnt dem Vortrag. In jenen Tagen trug Maharaj noch keinen Bart. Sein Körper war an vielen Stellen so gekrümmt, dass Herr Nerlekar sich wunderte, wie er überhaupt laufen konnte, vom Treppensteigen ganz abgesehen.

Gokulashtami-Feiern

Auf Anweisung Maharajs begann Taisaheb nach 1941, in großem Stil die Gokulashtami-Feste zu feiern. Gokulashtami ist das Fest, mit dem am achten Tage der dunklen Hälfte des fünften Mondmonats Shravan die Geburt Lord Krishnas gefeiert wird. Es fällt meistens in den August.

Die Gokulashtami-Feierlichkeiten begannen in Mehendalewada acht Tage vorher, d.h. nach Narali Purnima. In diesen Tagen pflegte Taisaheb regelmäßige Vorträge über die Dnyaneshwari zu halten. Manchmal konnte bei Beginn dieser Vorträge ein weißer Schwaden gesehen werden, der aus Taisahebs Mund strömte. Immer wenn dieses passierte, wurde den Zuhörern ein tieferer Segen zuteil, und sie hatten den Eindruck, dass ihnen der Sinn des Lebens enthüllt worden war. Es war , als ob Shri Shankar Maharaj durch sie sprechen würde, denn er hatte immer gesagt: "Ich kann selbst nicht sprechen. Ich brauche einen intelligenten Menschen mit einem reinen Geist."

Maharshi Vinod - ein Siddha als Bote

Das Ereignis, bei dem Taisaheb veranlasst wurde, Vorträge über die Dnyaneshwari zu halten, wurde in einer sonderbaren Weise von Maharshi Vinod in Puna verbreitet. Maharshi Dhundiraj Vinod war ein Philosph und Gelehrter. Er war eine Autorität auf dem Gebiet der indischen Philosophie, und Shri Shankaracharya aus Karvir Reeth hatte ihm den Titel "Nyayaratna" wegen seiner tiefgehenden Studien über Nyaya verliehen, einer der Zweige der indischen Philosophie. Shri Shankaracharya hatte verfügt, dass er sein Nachfolger werden solle. Zwischen 1928 und 1934 reiste er oft durch den Himalaja und durch Tibet und lernte von verschiedenen Lehrern Yoga- und Tantratechniken. Er wurde ein großer Yogi und hatte übersinnliche Kräfte, die er benutzte, um Leute zu heilen. Er war ausgiebig in Indien und im Ausland herumgereist und war gut bekannt mit allgemein bekannten Philosophen wie C. E. M. Joad und Bertrand Russel. 1954 wurde er bei der Welt-Friedenskonferenz in Japan zum "Welt-Friedensbotschafter" ernannt. Er stand seit 1937, als er nach Puna zog, mit Maharaj in Verbindung und war ein guter Freund des Ehepaars Mehendale.

Yogi Dnyananath (Bapu Ranade), der dieses Ereignis in einem seiner Artikel beschrieben hat, war damals ein Junge von ca. 12 Jahren. Er pflegte damals mit der Erlaubnis seines Gurus den Mehendalewada zu besuchen. Am Tage vor Narali Purnima im Jahre 1943 hatte Taisaheb Bapu daran erinnert, dass am nächsten Tag Narali Purnima sei und dass er früh am Abend kommen müsse, da Maharshi Vinod (den man Appasaheb nannte) um halb neun erwartet würde. Sie bestand wegen eines besonderen Programms am nächsten Tag auf auf Bapus Kommen. Dem entsprechend kam Bapu und wartete mit anderen auf die Ankunft Appasahebs.

Appasaheb erschien ein Viertel vor neun. Er trug einen weißen Dhoti, ein weißes Hemd, einen Jodhpuri-Mantel, eine Mütze und hatte einen Wanderstab in der Hand. Ein freundliches Lächeln schmückte sein Gesicht. Raosaheb eilte zur Tür und umarmte ihn. Als er Bapu mit Taisaheb erblickte, redete er ihn mit Namdeo an, der vor siebenhundert Jahren ein großer Heiliger gewesen war und berühmt wurde, weil der Gott Vitoba von ihm geopferte Nahrung gegessen hatte.

Bapu fragte verwundert: "Appasaheb, kennst du Shankar Maharaj?" Appasaheb sagte leise: "Ich kenne ihn nicht nur; ich bin mit ihm zutiefst verbunden. Aber es gibt außer mir viele in seinem inneren Zirkel. Er lässt mich auch einige seiner Aufgaben durchführen. Das ist der Grund, weshalb ich hier bin."

Indem er das sagte, ging er und setzte sich auf die Matratze und lehnte sich auf Shri Shankar Maharajs Weise gegen das Kissen. Raosaheb bot ihm Tee an, aber er lehnte ab und bat nur um Wasser. Sobald er das Wasser trank, schlossen sich seine Augen halb, seine Lippen schlossen sich und gaben einen besonderen Pfeifton von sich. Nach einiger Zeit hörte das Pfeifen auf. Er bat Taisaheb, die Dnyaneshwari zu holen und das siebzehnte Kapitel vorzulesen und bemerkte, was für einen großen Segen man von mauli (Mutter) bekommt.

In Indien wird ein Guru wie eine Mutter betrachtet und auch oft so bezeichnet. Appasaheb meinte damit jetzt Dnyaneshwar Maharaj, den Autor der Dnyaneshwari. Taisaheb holte schnell das Buch und begann, das siebzehnte Kapitel vorzulesen.

Oh Guru, ich grüße Dich,
Dessen Maya dem Universum
Gestalt gibt und der
Der Herr aller Geschöpfe ist.
Die in der Festung des Lebens gefangene Seele,
Die von den drei Eigenschaften gefangen gehalten wird,
Wird durch Shambhu befreit,
Indem sie Deiner gedenkt.
"Hier bedeutet Shambhu Shankar Maharaj" sagte Appasaheb. Er bat um das Räucherstäbchen, das auf einem Ständer brannte. Raosaheb gab es ihm schnell. Appasaheb berührte Taisahebs Kehle mit der Spitze seines Ringfingers und gleich danach mit dem brennenden Räucherstäbchen und versah sie so mit dem Brandmal des Nath Panth. Sofort darauf drückte er dieselbe Fingerspitze zwischen die Augenbrauen und sagte:

"Durch das Medium der sieben Gesänge, durch die Schatzkammer der heiligen Literatur und auf Shankars Verlangen hin wird hiermit das Adnya-Chakra aktiviert."  Das Adnya-Chakra ist eins der sechs Kundalini-Chakren und liegt zwischen den Augen.

Taisaheb fiel in Trance und sie begann zu weinen. Ein göttlicher Duft erfüllte die Halle. Plötzlich begann Taisaheb , die ersten Strophen des ersten Kapitels der Dnyaneshwari zu rezitieren. Appasaheb sagte:

"Nivruttinath, der Guru Dnyaneshwar Maharajs, hat durch Yoga-Kräfte eine Quelle lebensspendenden Nektars in Form der von den Lippen seiner Schülerin kommmenden Dnyaneshwari geschaffen. Rezitiere aus dieser Dnyaneshwari von morgen an."

Dieser Vorgang, obwohl eigentlich identisch mit dem früheren von Shri Shankar Maharaj in Bombay veranlassten, geschah jetzt auf die Anweisungen Chouranginaths, eines der neun Naths, durch die Stimme Maharshi Vinods.

Bapus Guru, ein Nath Panthi namens Harinath, erzählte Bapu später, dass Maharshi Vinod zu den Boten-Siddhas gehört, durch die die Naths die Yoga-Entwicklung der Suchenden als Yogis bewerkstelligen. Hat ein Suchender tiefes Verlangen, Gott zu erkennen, fühlen diese Siddhas das und aktivieren ihre spirituellen Fähigkeiten durch eine Berührung, im Traum oder sonst wie. Maharshi Vinod war im Himalaja, in Ladakh und in Tibet, wo er die Gelegenheit hatte, die Siddhis zu erhalten. Ein Siddha der Avadhut-Sekte namens Kevalanand Avadhut hatte ihn als Schüler angenommen und übergab ihn zunächst Chouranginath und dann Shri Shankar Maharaj. Maharshi Vinod erfreut sich der Gunst beider, die ihm die Siddhi-Kräfte gegeben haben.

Mehendalewada war einer der Orte in Puna, den Maharaj oft besuchte. Er hörte dort den Vorträgen und kirtans zu. Als eines Tages bei einem Vortrag Lord Shiva erwähnt wurde, begann Maharaj, den Tandav-Tanz Lord Shivas vorzuführen. Nana Pandit (siehe weiter unten), der regelmäßig diese Veranstaltungen besuchte, sah Lord Shiva anstelle Maharajs tanzen.

Das Gokulashtami-Fest wurden zweiunddreißig Jahre lang abgehalten, bis 1972. Raosaheb Mehendale starb 1958, Taisaheb viel später. Ihre Tochter Kumud lebt mit ihrer Familie in dem, was von Mehendalewada übrig geblieben ist. Maharaj veränderte das Leben des Ehepaares Mehendale und gab durch sie vielen Menschen Trost. Das gute Werk der Naths hört nicht auf, aber die Schauplätze ändern sich gemäß den Anforderungen der Zeit.
 
 


 

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KAPITEL IX

AKTIVITÄTEN IN PUNA  - 2

VASUDEO M.  PANDIT

Herr Vasudeo Pandit, seinen Freunden und Angehörigen besser als Nana Pandit bekannt, stammt aus einer geistig geprägten Familie. Er wurde 1925 in der Familie Janorikar geboren und von der Familie Pandit adoptiert. Kurze Zeit nach seiner Geburt erkrankte seine Mutter schwer. Vor ihrem Tod gab sie Nana in die Obhut Frau Pandits und sagte ihr, sie sei von Lord Vishnu gerufen worden, der ihr seinen Garuda (Vishnus Adlerwagen) geschickt habe, um sie abzuholen. Dann bat sie noch, das Kind zu versorgen, und starb. Die Adoptivmutter starb 1940. Nanas Bruder Triambak Janorikar ist ein bekannter Sänger klassischer Musik und hatte wie Nana die Gelegenheit, Shri Shankar Maharaj zu begegnen. Zunächst werden wir aber über Nanas Begegnung mit Maharaj berichten.

ERSTES ZUSAMMENTREFFEN MIT MAHARAJ

Herr Anantrao Umbrajkar stellte den ersten Kontakt zwischen Maharaj und Nana her. Herr Umbrajkar besuchte oft die Familie Pandit. Wenn Nana seine erste Begegnung mit Maharaj beschreibt, wird er von Gefühlen überwältigt und kann seine Tränen bei dieser Erinnerung nicht zurückhalten. So sehr hängt er an seinem Guru! Nana beschreibt die erste Begegnung mit folgenden Worten.

„Eines Tages nahm mich Herr Anantrao Umbrajkar bei einem Besuch Maharajs mit. Ich war damals gerade fünfzehn Jahre alt. Maharaj hielt sich im 3. Stock im Mehendalewada auf. Als wir ins Zimmer kamen, sah ich Maharaj mit einer Brandyflasche in der Hand da sitzen. Eine Reitpeitsche lag in seiner Nähe, aber ich hatte keine Angst. Herr Umbrajkar forderte mich auf, Maharajs Füße zu berühren, was ich auch tat. Maharaj rief mich zu sich, setzte mich auf seinen Schoß und streichelte meinen Rücken, wie eine Mutter das bei einem Kind tut. Dann bat er mich, einen Pferdewagen zu holen. Als der Wagen da war, bat mich Maharaj, ihm in seine Kleider zu helfen. Es war aber nur ein Mantel, den er anziehen musste. Danach gingen wir beide zum Pferdewagen. Kaum war er an dem Wagen, schlug Maharaj den Kutscher mit seiner Reitpeitsche. Der arme Kutscher hielt aber still, während er geschlagen wurde. Maharaj sagte zu mir: “Setz’ dich, Bhadvya!“ Nachdem ich mich gesetzt hatte, setzte er sich auch und bat den Kutscher, in die Laxmi-Straße und dann zur Decca-Uhren-Gesellschaft in der Nähe der Post zu fahren, die einem Herrn Khansaheb gehörte. Am Ziel angekommen, stieg Maharaj aus und ging in das Geschäft. Ich hatte kein Geld, um den Kutscher zu bezahlen. Intuitiv, ohne dass ich sogar heute nicht weiß warum, sagte ich, ein fünfzehn Jahre alter Junge, zu ihm: „Sie werden mit Reichtum gesegnet.“ Der Kutscher schien damit zufrieden zu sein. Ich ging  dann nach Hause.“ (Das Geschäft des Kutschers florierte in der Tat. Er pflegte jedes Jahr mit Blumenschmuck zu Maharajs Grabmal zu kommen.)

Danach war Nana gewöhnlich immer bei Maharaj, wenn dieser in Puna weilte. Maharaj war oft im Mehendalewada. Während Taisaheb Texte der Dnyaneshwari vortrug, begleitete Nana den Gesang mit einem Becken. Bei einem dieser Vorträge hatte Nana die Erscheinung von Lord Shivas Tanz, über den im letzten Kapitel berichtet wurde.

Raosaheb Mehendale betrachtete Nana, den er „Vaashya“ nannte, und Prof. Bhalchandra Deo als seine eigenen Söhne. Prof. Deo und Nana waren verwandt, weil Deo mit Nanas Nichte verheiratet war. Prof. Deo übersetzte die Dnyaneshwari ins Englische (leider wurde das Werk nie veröffentlicht) und war der Marathi-Lehrer des damaligen Gouverneurs von Bombay.

BEGEGNUNGEN NACH DEM TOD MAHARAJS

Folgende Episoden über Nanas Begegnungen mit Maharaj gehören in die Zeit nach dessen Tod, d.h. nach 1947. In allen diesen Fällen besuchte Maharaj Nana im Körper einer anderen Person. Die Besuche fanden statt, um Nana und seine Familie vor Schaden zu bewahren. Die Vorfälle sind Beispiele für die grenzenlose Zuneigung, die ein Guru für seine Anhänger hat, und für die Wachsamkeit, mit der er ihr Wohlergehen beobachtet.

Nanas Adoptivvater starb am 21. Juli 1948, einen Tag nach Gurupurnima. Gurupurnima ist der Tag mit Vollmond, an dem die Schüler ihrem Guru ihre Aufwartung machen und ihn verehren. Bei dieser Gelegenheit – es war ca. 15 Monate nach seinem Tod – besuchte Maharaj Nana in Gestalt von Yogi Dnyananath. Ein anderes Mal besuchte Maharaj ihn in Gestalt von Shambhu, Mama Dheknes jüngerem Sohn, um ihm bei der Lösung familiärer Probleme zu helfen. Bei dieser Gelegenheit erhielt Nana von Maharaj sein Mantra.

VOR HEXEREI GERETTET

Ein anderes Mal rettete Maharaj Nana und seine Familie, indem er in Gestalt seiner Schwägerin Lata auftrat. Die Fadenfeier beider Söhne war für den 21. Februar 1958 geplant worden. Am Vortag wurden Graha-Shanti-Riten vor den eigentlichen Riten abgehalten. Nana und seine Frau wohnten diesen Riten bei. Das Kochen war Frau Dhekane (Dhekanemami) und einer anderen Bekannten, Frau Soman, anvertraut worden. Die Leute glaubten, das Devi (d.i. die Göttin Durga oder eine andere weibliche Gottheit) in den Körper Frau Somans eintrat und zu ihnen sprach.

Während die Riten abliefen, begann Frau Soman in der Küche mit ihren Händen die typischen Bewegungen der schwarzen Magie zu machen. Lata saß in einem anderen Zimmer. Sie stand plötzlich auf und rief: „Vaashya, was geht da in der Küche vor?“ Offensichtlich war Maharaj gekommen und hatte durch Latas Körper gesprochen. Lata würde Nana nicht mit Vaashya angeredet haben. Das tat nur Maharaj. Man hörte, dass Maharaj jemandem, wahrscheinlich dem Geist, der Frau Somans Körper in Besitz genommen hatte, sagte: „Raus hier! Ich bin da!“ Frau Soman verließ schimpfend das Haus. Später fand man heraus, dass Frau Soman nicht von einer Devi, sondern dem Geist der ersten Ehefrau Herrn Somans besessen war. Frau Soman, oder besser gesagt, ihr Geist, hatte im Speicher des Andachtraums einige Armreifen und Kumkum versteckt, ohne dass jemand dieses wusste. Dieses war mit der offensichtlichen Absicht geschehen, der Familie Pandit zu schaden. Maharaj erzählte Nana von den Dingen und forderte ihn auf, die Gegenstände sofort aus dem Haus zu entfernen.

Rettung des Sohnes vor dem Tod

Nana ergriff den Lehrberuf, nachdem er seine wissenschaftlichen Prüfungen abgelegt hatte. Er hat zwei Söhne und zwei Töchter. Sei ältester Sohn Ravi ist jetzt Professor an der Handelsabteilung am Wadia-College in Puna. Ravi kam irgendwann im Jahre 1956, als er zehn Jahre alt war, mit zusammengepresstem Mund aus der Schule nach Hause und wurde ohnmächtig. Nana hatte gerade seine routinemäßige Andacht beendet. Seine Frau begann zu weinen und bat Nana, sofort einen Arzt zu holen. Nana war mit seinem tiefen Glauben an Maharaj nicht besorgt und sagte: „Wen verehre ich in meiner Andacht?! Wenn er (d.h. Maharaj) etwas Ehrgefühl hat, wird er Ravi schon heilen.“
Trotzdem holte er den Hausarzt, Dr. Apte, weil seine Frau darauf bestand. Der Arzt war nicht in seiner Apotheke, und Nana ging also zu seiner Wohnung, wo man ihm sagte, dass der Arzt gerade einen Hausbesuch machte. Nana ließ daher einen Vermerk „Ravi ist ernshaft krank. Bitte sofort kommen.“ zurück, kam nach Hause und fand Ravi gesund vor. Ravi erzählte ihm, dass Maharaj zu ihm gekommen sei, als er ohnmächtig gewesen war, und ihm gesagt habe: „Bhadvya, wohin gehst Du (gemeint war die andere Welt), wenn ich doch hier bin?“ Maharaj rettete also Ravi das Leben.

Krankheit der Frau

Folgendes ereignete sich, während Maharaj sich im Körper Herrn Dinesh Kulkarnis (DK) in Malad befand. 1972 musste sich Nanas Frau an der Gebärmutter operiert werden. Zur Zeit der Operation hatte sich Maharaj (DK), der 250 km entfernt in Nashik war, hingelegt und mit einer Decke zugedeckt. Als die Operation vorbei war, stand er auf und sagte: „Jetzt bin ich erleichtert.“ Die Operation war gut verlaufen. Dieses Ereignis hat aber noch eine Fortsetzung.

Sieben Jahre später starb Nanas Frau. Sie wurde am 13. September 1979 mit Asthmaproblemen in das KEM-Krankenhaus in Puna eingeliefert, wurde aber am selben Tag in ein privates Pflegeheim verlegt. Sie sollte am 16. aus dem Heim nach Hause entlassen werden, aber weil der 16. ein Sonntag war, wurde die Entlassung auf den nächsten Tag verschoben. Am nächsten Tag bekam sie unglücklicherweise eine Lungenentzündung und starb am 22. September 1979. Diese Tragödie nahm Nana sehr mit. Er hielt den behandelnden Arzt für den Tod seiner Frau verantwortlich. Es war am siebten Tag nach dem Tod gegen 3 oder 4 Uhr nachmittags, als Nana zu Hause ernsthaft überlegte, gegen den Arzt Klage wegen strafbarer Unterlassung von Hilfeleistung erheben zu lassen. Zu dieser Zeit kam Dr. N. R. Dhaneshwar zu Besuch, der, wie die Leser vielleicht erinnern, ein enger Vertrauter Maharajs war. Er kam die Treppe herauf, wo Nana gerade über die Klage brütete, und herrschte ihn an: „Bhadvya, gegen wen willst du prozessieren? Wird dir der Prozess gegen den Arzt deine Frau wiederbringen? Irgend jemand ist immer Schuld, wenn jemand stirbt. Habe ich sie nicht immer gerettet, wenn sie gerettet werden sollte?“ (Maharaj bezog sich auf die oben erwähnte Operation).

Dr. Dhaneshwar lebte bei seinem Sohn in Pashan, ungefähr 12 km von Nanas Haus entfernt. Er konnte nicht wissen, dass Nana daran dachte, einen Prozess anzustrengen. Es war in Wirklichkeit Maharaj, der in Gestalt Dr. Dhaneshwars gekommen war, der damals 79 Jahre alt war und mit seinen Schülern Herrn Vartak und Herrn Palnitkar zu Hause zusammensaß. Herr Vartak war in  seinem Auto gekommen und brachte Maharaj – in Gestalt Dr. Dhaneshwars – in Begleitung von Herrn Palnitkar  zu Nana. Das Erscheinen Maharajs verursachte bei Nana über eine halbe Stunde lang schwere Sprachstörungen. Maharaj tadelte Nana mit folgenden Worten: „Wo ist dein spiritueller Weg? Es ist leicht, andere zu belehren, aber du verstehst die anderen erst, wenn das Unglück dich selbst ereilt“.
Nana verfolgte den Fall natürlich nicht weiter. Wegen solcher Vorkommnisse sind Maharajs Anhänger immer zuversichtlich, dass er ihnen auch nach seinem Tod noch hilft.

An jenem Tag fragte Nana Maharaj auch nach der Hochzeit seiner Tochter. Maharaj sagte ihm: „Führst du die Geschäfte dieser Welt? Du bist nur für die Geburt deiner Töchter zuständig.“ Nanas Töchter heirateten dann auch in gute Familien ein.

ERFAHRUNGEN VON NANAs BRUDER

Nanas Bruder Trimbiak Dattatreya Janorikar ist ein Meistersänger der Klassik und wurde vor kurzem von öffentlichen Repräsentanten anlässlich seines 75. Geburtstags geehrt. In seiner Familie wird Shri Yantra, das Symbol der Macht der Göttin Durga, verehrt. Er selbst wurde von Gulwani Maharaj aus Puna in der Shaktipat-Technik initiiert, mit der eine Initiation und das Aufwecken der Kundalini aus der Ferne vorgenommen werden kann. Trotz vieler körperlicher Gebrechen, wozu auch Herzprobleme gehören, kann er noch über eine Stunde lang singen, was er der Kraft seines Gurus zuschreibt. Bevor er beginnt zu singen, sagt er, dass nicht er, sondern die Göttliche Kraft singt.

Herr Janorikar traf Maharaj in Shubhai Math in Solapur. Als Maharaj ihn erblickte, machte dieser ein Zeichen, das zur Verehrung Shri Yantras gehörte, und sagte ihm, dass es ihm spirituell gut gehe und dass er ihn nicht zu besuchen brauche. Eines Abends besuchte Herr Janorikar das Grabmal Maharajs in Puna. In dieser Nacht sah er im Schlaf einen Lichtblitz, so hell wie von einer 1000-Watt-Lampe, der von einem knisternden Geräusch in seinem ganzen Körper gefolgt wurde und der die Segnungen Maharajs bedeutete. So konnte Maharaj gleichzeitig den spirituellen Zustand Herrn Janorikars erfahren und ihm nützlich sein.
 
 


 

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KAPITEL X

AKTIVITÄTEN IN PUNA  - 3

YOGI DNYANANATH RANADE

Uns ist Yogi Dnyananath Ranade oder Bapu Narayan Ranade schon in Zusammenhang mit den Ereignissen in Mehendalewada begegnet. Wir müssen Yogi Dnyananaths danken, der uns die ersten Einblicke in Maharajs Leben durch sein Buch “Yogiraj Shri Shankar Maharaj” gab, das bei Santakripa Prakashan in Puna veröffentlicht wurde.

Bapu wurde schon im Alter von 12 Jahren von seinem Guru Yogi Harinath in den Nath Panth initiiert und erhielt den neuen Namen Dnyananath. Yogi Harinath lebte in einer Hütte unter einem Baum in Rasta Peth, nicht sehr weit von Mehendalewada entfernt. Er heilte Menschen mit Kräutermedizin, wie es viele Nath Yogis tun. Yogi Harinath war der 12. Nath Yogi in gerader Linie von Dnyaneshwar Maharaj. Dnyananath war also der 13. in dieser Linie. Er ist mit der Schwägerin Herrn V. M. Pandits verheiratet.

Yogi Dnyananath ist einer der Personen, die zur Zeit des Abfassen dieses Buches noch leben. Er ist in engem Kontakt mit vielen Yogi-Heiligen gewesen und hat ähnliche Biographien über seinen eigenen Guru, Yogi Harinath, und über Kaka Uplekar und andere geschrieben. Er wohnt in Puna, ist vielen ein spiritueller Führer und hat Bücher über geistige Themen geschrieben. Vor kurzem haben seine Schüler und Gratulanten in Puna seinen 75. Geburtstag gefeiert.

ERSTES ZUSAMMENTREFFEN MIT MAHARAJ

Bapus Familie war sehr spirituell eingestellt. Bapus Mutter zog nach dem Tod ihres Mannes von Nashik nach Puna und wohnt in der Nähe des Mehendalewada. 1938, als Bapu schon in den Nath Panth initiiert war, nahm ihn seine Mutter mit zum Mehendalewada, um den Vorträgen Taisahebs zuzuhören. Dort traf er Maharaj zum ersten Mal. Er war nicht sofort von ihm beeindruckt. Er dachte, ein großer Heiliger müsse ein traditionelles Aussehen haben, z.B. einen Dhoti und ein Rudraksha oder ein Tulsi-Band am Hals tragen und einen Fleck aus Sandelholzpaste mit Kumkum auf der Stirn haben. Statt dessen sah er einen offensichtlich Schwachsinnigen mit sehr kurz geschorenem Haar, ungewöhnlich langen Händen, einen Ring mit quadratischem Stein an der rechten Hand, gekleidet mit einem weiten schwarzen Mantel über einem weißen Hemd, der zudem manchmal wie ein Kind, manchmal furchtbar lachte und unverständliche Sätze lispelte. Er hatte eine Zigarettenschachtel und eine Brandyflasche in der Hand und saß an ein Kissen gelehnt auf einer Matratze. Es gab keine Schüler, die sich um ihn scharten. Trotzdem war Bapu beeindruckt und wurde durch irgendeine fremde Kraft angezogen. Er verbeugte sich vor ihm und erwies ihm Namaskar.

Am nächste Tag besuchte er seinen Guru Harinath und erzählte ihm von seiner Begegnung mir Shri Shankar Maharaj. Der Guru erlaubte ihm, sich weiter mit Maharaj zu treffen und riet ihm sogar dazu, weil es für ihn geistig vorteilhaft sei.

ADINATH IST IN DIR

Als Bapu eines Tages wieder den Vortrag in Mehendalewada besuchte, sah er Maharaj dort nicht. Er ging ihn suchen und fand ihn schließlich im Hause Motiwale Lagus. Bapu sah Maharaj, der entspannt gegen sein Kissen lehnte und sich mit Herrn Lagu und einem mohammedanischen Herrn namens Khansaheb unterhielt, dem Besitzer der Deccan Watch Company nahe dem Postamt. Maharaj gab ihm ein Zeichen, sich zu setzen, und setzte seine Unterhaltung fort, in der es um bestimmte Anweisungen im Koran ging. Khansaheb fragte und Maharaj erklärte. „Ein wahrer Namazi ist jemand, der nicht unhöflich ist, d.h. jemand, der sein Ego hinter sich gelassen hat und eins mit Allah geworden ist.“ Als Lagu ihn fragte, ob es bei den Hindus auch Namazis gebe, forderte Maharaj ihn auf, die Dnyaneshwari aufzuschlagen, zeigte und erklärte ihm eine bestimmte Strophe und sagte, dass jemand den Samadhi-Zustand erreicht, der sich genau an die Anweisungen Gorakshnaths hält. Solch eine Person sei ein wahrer Namazi. Dann bat er um Tee und stellte den beiden den Jungen als Bapya aus Babys Haus vor. (Maharaj nannte Taisaheb Mehendal gewöhnlich Baby).
Bapu sagte, er sei gekommen, weil er ihn zwei Tage nicht gesehen hätte. Maharaj sagte ihm hintergründig: „Du kannst Adinath nicht treffen, wenn du hier- und dahin gehst. Dein Adinath ist in dir. Suche nicht einen externen Adinath.“ Bapu fühlte sich wohler, verstand aber nicht den verborgenen Sinn des Gesagten. Maharaj stand auf und sagte: „Bapya, gib mir deine Hand und lasst uns zu Mama gehen.“

Kaum in Mama Dheknes Haus angekommen, rief Maharaj wie ein Junge: „Mami, ich bin da!“ Dann saß er mit derselben Zufriedenheit auf einem zerrissenen Teppich wie gerade noch auf einer weichen Matratze. Er sagte Bapu, er solle weiter zu Raosaheb gehen: „Du wirst dort die Wahrheit erfahren. Ich kann nicht deutlich sprechen. Ich brauche jemanden, durch den ich spreche, der intelligent und geistig klar ist. Ich muss vermittels seines Verstandes lehren.“ Dann verabschiedete er sich und ging mit einem anderen Anhänger nach Nagar.

BAPU SIEHT LORD SHIVA

Es war am Mahashivaratri-Tag. Bapu war morgens in Mehendalewada gewesen. Maharaj hatte sich zusammen mit Dr. Daneshwar vorgenommen, aus Bapus Geist das Ego zu entfernen, das dieser entwickelt hatte, weil er in sehr jungen Jahren initiiert worden war. Bapu war beleidigt weggegangen.

Er kehrte an diesem Abend mit der Absicht nach Mehendalewada zurück, Maharaj und alle anderen um Entschuldigung zu bitten. Als er dort ankam, sang Yellubai gerade ein bhajan und alle hörten ergriffen zu. Sein Ego verschwand, und er lief zu Maharaj, umarmte ihn und begann zu weinen. Maharaj streichelte ihn und sagte: "Heute ist Mahashivaratri. Der Tempel öffnet sich nur einmal ....nur einmal."

Bevor die Anwesenden die Bedeutung dieser Worte erfasst hatten, wurde der verkrüppelte Körper Maharajs blau und alle sahen vor sich Lord Shiva persönlich. Das war für alle Anwesenden ein höchst ungewöhnliches Mahashivaratri.

In den nächsten Kapiteln werden wir mehr über Bapu lesen.
 
 



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Adresse:    Dr V.V.Shirvaikar, A-23 Yashodhan Soc.
                    Chintamaninagar 2, Bibwewadi, Puna 411037, INDIEN
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Deutsche Übersetzung:   Dietrich Platthaus, Rüstermark 58, D-45134 Essen

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Letzte Änderung 2005-MAR-06